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XT 1200 Z Super TÉNÉRÉ

Die grosse Hoffnung, oder Goliath´s Rückkehr

2010 - 2021

Lange hatten die Jünger auf sie gewartet, versprach ihnen doch YAMAHA beim
TÉNÉRÉ Treffen 2004 in Worms, das man die Legende der TÉNÉRÉ mit zwei neuen Modellen wieder auferstehen zu lassen wolle , dabei befragte die Marketing Abteilung von YAMAHA Deutschland zusammen mit der Entwicklungsabteilung aus Japan gerade
nun vor Ort die echten TÉNÉRisten, wie sie sich die neuen Modelle vorstellen würden und was sie können sollten- sogar über das Design wurden die
handverlesenen Testkandidaten befragt.

Das gewollte Gesamtbild der neuen Super TÉNÉRÉ war ziemlich einstimmig: 900- 950 ccm, vielleicht 85- 90 PS, sportlich ausgelegt, leicht mit möglich grosser Reichweite- also schon eher in die Richtung KTM LC 8 ADVENTURE.

Zuerst erschien 2008 die kleine XT 660 Z TÉNÉRÉ, die bis auf die etwas schmalbrüstige Motorleistung des aus der Normal XT 660 bekannten Einzylinders, war dieses Modell schon eine echte TÉNÉRÉ mit vielen gewollten Eigenschaften.

Bis Mitte 2010 mussten die Zweizylinderfans noch warten, was ihnen nach beispielloser Erhöhung des Spannungsbogens mittels Studienausstellung mit Biduinenkopf und wirklich sehr gut gemachten Werbefilmen, die neue endlich im Internet zu einem lange vorab angegebenen Termin der Öffentlichkeit presentiert wurde.

Der äussere Eindruck war beeindruckend, sie sah kernig aus und wuchtig, bot viele tolle Anbauteile und trug das Design der alten SONAUTO Werksrallyemaschinen von Anfang der Achtziger.

Die angegebenen Werte, ließen bei Manchem den Mund offen stehen: 1200 ccm, 110 PS und 261 kg Lebendgewicht- da war es raus!
Die neue ST war also keineswegs sportlich, wie sie doch vorher so sehr suggeriert hatte, Nein sie war ein wirklich fetter Brocken, nicht viel leichter als eine BMW GS, der sie im Übrigen bis auf das Design glich.

Eine echtes Spiegelbild der BMW war die neue SUPER TÉNÉRÉ
YAMAHA wollte ganz klar einen Teil des Marktes abhaben vom meist verkauftem Motorrad weltweit- der BMW 1200 GS.

Dabei fiehl ganz klar der sportliche Aspekt hinten runter, was aber scheinbar YAMAHA im Nachhinein sehr Leid zu tun scheint, denn bei der Intermot 2010 in Köln und Mailand wurde eine wesentlich sportlichere Variante unter den Namen "WOLDCROSSER" ausgestellt, die vom Design und besonders anhand der Anbauteile
eher in die von den TÉNÉristen gewollte Richtung zeigte- aber eben nur eine Studie. Schade!

Ansonsten ist die neue 1200ér aber ein ansprechendes Motorrad, was garantiert ein powervolles Reisen auch mit zwei Personen und Gepäck mühelos und bisher von YAMAHA unerreicht realisieren wird.

Bei der "First Edition" war sogar von Hause aus schon das YAMAHA eigenen Gepäcksystem, Motor und Scheinwerferschutz und diversem Zubehör direkt von YAMAHA vormontiert, was im Grundpreis mit drin war- dieses Paket sollte aber nur im ersten Jahr so dastehen, welches aber mitlerweile wohl auch 2011 so angeboten werden wird, was doch eher den Anschein hat, das die neue ST also schon im zweiten Modelljahr billiger wird- was nicht für grosse Absatzzahlen spricht.

Wir werden sehen, auf jeden Fall werden neue TÉNÉRIsten einer jüngeren Generation gut bedient mit einer kraftstrotzenden Reiseenduro, die auf der Landstrasse absoluten Riesenspaß verspricht und auf der Autobahn aufrecht sitzend lockeres Langzeitreisen mit genügend Kraftreserven stressfrei ermöglicht.

Die jedoch vorher beworbenen Ausflüge in die Offroadbereiche der ganzen Welt wird der neuen ST doch eher nicht bewerkstelligen können, denn die Gesamtfuhre mit Gepäck bei fast 300 kg wieder im weichen Sand rauszuziehen und auf die Räder zu wuchten, bleibt wohl eher einem Superathleten vorbehalten.

Die erste Ankündigung des "Lord of Adventures"

Die erste Presentation der Vorabstudie

 


Das fertige Produkt: XT 1200 Z SUPER TÉNÉRÉ in traditionellem Design
vom Grundgedanken des "Lords" blieb jedoch nicht viel übrig

 

First Edition mit Gepäcksystem 2010

 

Zweizylinder mit Hubzapfenversatz für satten Motor Charakter

 

Der Kühler auf der linken Seite, nicht gerade günstig gelegen

 

 

Wartungsarmer Kardanantrieb

 

Endlich tolle Bremsen + dicke Upside Down Gabel

 

Einstellbare Sitzhöhe

Schwinge rechte Seite, Bremsscheibe

 

Informatives Digital Cockpit

 

Bild hinter die Kulisse der ST 1200

 

Gut zugängliche Verstellmöglichkeit am Hinterraddämpfer

 

Höhen- verstellbare Spoilerscheibe, 23 Liter Tank

 

 

 

First Edition mit viel Zubehör serienmässig

 

Lieferbare Farben 2010:

Blau

Silber

 

 

Zusätzliche Farbvariante 2011

Midnight Black

 

und endlich auch eine klassisch weisse Variante

 

 

Ab 2012 gibt es nun auch den Wordcrosser

Erhältlich mit vielen Extrateilen und Farbkombinationen

 

2013


Antrazit



Dunkelblau

 


weiss/ schwarz

 

 

Der Worldcrosser 2013


Dunkelblau

 

 

 

 

 

Technische Daten

Motor

Flüssigkeitsgekühlter 2-Zylinder-4-Takt-DOHC-Motor, 270° Kurbelwelle
Geregelter 3-Wege-Katalysator, 8 Ventile
Hubraum 1.199 ccm
Bohrung x Hub 98,0 x 79,5 mm
Verdichtung 11,0 : 1
Nennleistung 80,9 kW (110 PS) bei 7.250/min
Max. Drehmoment 114,1 Nm (11,6 kg f+m) bei 6.000/min
Schmierung Trockensumpf, Öltank im Kurbelgehäuse
Gemischaufbereitung elektronische Benzineinspritzung
Kupplung Mehrscheiben-Ölbadkupplung
Zündung Transistor, Doppelzündung
Starter Elektro
Getriebe 6-Gang
Primäruntersetzungsverhältnis 1,466 (85/58)
Sekundäruntersetzungsverhältnis 2,987 (21/25×32/9)
Sekundärantrieb Kardan


Fahrwerk

Rahmenbauart Stahlrohr-Brückenrahmen
Federung vorn Upside-down-Gabel, 43 mm
Einstellmöglichkeit Gabel Federvorspannung, Zug- und Druckstufendämpfung einstellbar
Federweg vorn 190 mm
Federung hinten Federbein
Einstellmöglichkeit Federung hintenl Federvorspannung sowie Zug- und Druckstufendämpfung einstellbar
Federweg hinten 190 mm
Lenkkopfwinkel 28°
Nachlauf 125 mm
Bremse vorn 2 Wave-Scheiben mit 310 mm Durchmesser
Bremse hinten 1 Wave-Scheibe mit 282 mm Durchmesser
Reifen vorn 110/80R 19M/C 59V
Reifen hinten 150/70R 17M/C 69V

 


Abmessungen und Gewichte

Gesamtlänge 2.250 mm
Gesamtbreite 980 mm
Gesamthöhe Min:1.410 mm / Max:1.440 mm
Sitzhöhe einstellbar, 845-870 mm
Radstand 1.540 mm
Min. Bodenfreiheit 205 mm
Gewicht fahrfertig (inkl. Betriebsstoffe) 261 kg
Tankinhalt 23 Liter
Ölmenge Motor 4,2 Liter



 

 

Mitlerweile wurde der Brocken auch schon bei der Pharaonen Rallye bewegt


Wehe, wenn die fällt, oder sich eingräbt ...

 

David Frétigné auf der XT 1200 Z beim Africa Race 2015


Die neue Super Abenteuer Enduro

 

Mein Fazit
(Dies ist eben nur mein Fazit und gilt natürlich nicht allgemein)

Plus + :

 

Minus - :

 


- Sehr schicke kernig aussehende
Reiseenduro mit viel Hubraum und Leistung


- Gesamtgewicht für eine Enduro
viel zu hoch (261 kg)


+ Viele leckere Bauteile und sicherheitsrelevante Gimmecks


- vorher so beworbene, versprochene Eigenschaften
nicht erfüllt


+ Viel Zubehör (bei der First Edition)
und gute Ideen
von Hause aus verbaut


- Auspuffendtopf pott hässlich

+ Grosses Zubehörangebot aus
eingenem Hause

- Nicht mehr geländetauglich


+ Gepäcksystem bei First Edition
Grundausstattung

- Kühlerposition schlecht gewählt, was im Sommer zu Dauerlüfterbetrieb führen wird

+ Tolle Bremsen und gutes Fahrwerk

- Motor zwar kräftig, im Vergleich aber zu älteren Konstruktionen der Konkurrenz jetzt schon hinten dran
+ Ausstattung hoher Standard


- Vorderrad wirkt deutlich zu klein

+ Bringt neue Fangemeinde und frischen
Wind in die TÉNÉRÉ Szene

- Nur eine Kopie der BMW 1200 GS
mit besserem Desgn

+/ - Design, bis auf die blaue Variante eher sehr bieder

- Enorm hoher Preis

 

 

Ich finde es toll, das YAMAHA sich getraut hat eine Legende neu aufleben zu lassen
und so den Nachwuchs in der Szene langfristig gesichert.

Leider haben sie nicht auf die TÉNÉRisten gehört und eine sportliche, leichte Allroundenduro mit nur etwa 200 kg im Stile einer grossen KTM realisiert, sondern statt dessen die begehrte und meistverkaufte BMW 1200 GS als Vorbild für ihre Neukonstruktion mit Blick auf die Verkaufszahlen des grossen bayrischen Boxer´s genommen, was nun in Nachhinein fraglich erscheint.

Die Konzeptstudie "WOLDCROSSER", die ja aus dem eigenem Hause kommt wäre wohl eher der richtige Weg gewesen, denn ein wenig mehr Verbundenheit mit der alten Rallyelegende des Stephane Peterhansel, den ja nun wirklich die meisten Enduro und Dakarfans kennen, wäre erfolgreicher gewesen, da bin ich mir
doch ziemlich sicher.

In den Werbefilmen vorab wurde immer mit der Legende der Paris - Dakar Rallye
geworben, obwohl im Nachhinein doch mal bei YAMAHA nachzufragen wäre, warum da nur Einzylinder Modelle Mitte der Achtzigerzu sehen waren- hat doch die alte SUPER TÉNÉRÉ ihre eigene Erfolgsstory vorzuweisen gehabt.

Trotz Allem ist die neue ST ein gutes Reisemotorrad mit Power in der Hinterhand und gerade zu Zweit betimmt auf längeren Etappen in Verbindung mit guten Bremsen, anständigem Fahrwerk und tollem Aussehen eine gute Wahl.

... Aber wie schon vor Jahren die VARADERO von HONDA, keine Enduro mehr.

Trotzdem scheint das Konzept mitlerweile doch beliebt zu sein, da immer mehr 1200 ér
im Verkehr zu beobachten sind und so manch alter TÉNÉRist liebäugelt doch mit ihr.

Die Worldcrosser Variante erscheint mir aber bei Weitem die bessere Wahl, um noch ein wenig Abenteuer- Enduro Flair auf den Plan zu rufen- auch wenn es nur Optik ist.

2021 wurde die Produktion der nicht wirklich erfolgreichen XT 1200 eingestellt.

 

Text und Fotoauswahl Ingo Löchert 2013

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