Die Geschichte meines Wunschtraums
Die Vorgeschichte
Ich
hatte endlich 1993 doch noch den Motorradführerschein gemacht.
Im Januar 1994 habe ich mir meinen lang ersehnten Wunschtraum erfüllt.
Ich habe mit meine XTZ 750 gekauft. Mein Deal war: Ich kaufe Sie und dafür
höre ich das Rauchen auf.
Das war aufgrund der Tatsache, dass ich täglich 3 Schachteln geraucht habe
nicht gerade einfach.
Ich habe dieses „beste Geschäft“ meines Lebens keine Sekunde
bereut.
Bis ca. 1998 habe ich sie nahezu unverändert gefahren, in den zurückgelegten
70 000 Km hatte
ich mächtig Spaß. Dann habe ich sie jedoch häufiger Offroad
eingesetzt.
Um meine Farbteile zu schützen und einfach mehr ungetrübten Spaß
zu haben, stellte ich mir einen weiteren Farbsatz zusammen.
Meine Modifikationen dienten nur der Verbesserung der Geländeeignung.
Der Spaß war vorprogrammiert.
Auch gab es keine Reue wegen Schäden durch Stürze, oder andere Beschädigungen.
Irgendwann in diesem Zeitraum habe ich den Slogan: Die Wüste Lebt für
mich und meine ST entdeckt.
Es war nachdem ich mal wieder einen der nicht sehr objektiven Testberichte gelesen
hatte.
Bei dem Großteil dieser Berichte blieben Ihre wahren Qualitäten meist
Unberücksicht.
Dann
habe ich mir eingeredet, ich brauche unbedingt etwas Leichteres. Da habe ich
sie verkauft! Nach einem halben Jahr habe ich sie reumütig
wieder zurückgekauft. Mittlerweile hatte ein guter Freund seine Dr. Big
mit einer 520er KTM ergänzt. Wir harmonierten fahrerisch seither sehr gut.
Nur mit der KTM war sehr schnell klar, dass das zu Lasten meiner ST ging.
Das Fahrwerk war total überfordert.
Da haben wir dann zum Angriff geblasen. Meine Dicke bekam ein Wilbers Federbein
mit
Ausgleichsbehälter und eine WP Extreme 50 mm Gabel verordnet. Um den Schwerpunkt
zu
verbessern bekam Sie noch Eigenbau Hecktanks.
Alle meine Umbauten sind ausschließlich Eigenproduktionen.
Jedoch wurde ich tatkräftig durch meinen Freund mit seiner Werkstatt unterstützt.
Ohne Ihn hätte ich diese hochwertigen Umbauten nie durchführen können.
Mit diesem Fahrwerk und meiner „Spielhose“ konnte ich es schon richtig
krachen lassen.
Auch
obwohl sie immer wieder „runter kam“
Die
Entstehung der Replika
Bei
der Herstellung der Hecktanks habe ich entdeckt, dass ich in dem Bereich Blechbearbeitung
doch gewisse Fähigkeiten besitze.
Vorkenntnisse waren jedoch vorhanden. Mein erlernter Beruf ist Schlossermeister.
Mit dem Ergebnis war ich sehr zufrieden.
Mein Yamaha Händler hat mir dieses Poster geschenkt.
Da war dann die Idee geboren! Ich bau mir eine 1998er Replika.
Meine Vorgabe war, so Originalgetreu, wie nur irgend möglich.
Ich sammelte alles, was ich an Bildmaterial bekommen konnte.
Das war leider für mein Ziel nicht ausreichend.
Dann kam mein Held!
Miga brachte 2003 Th. Magnaldi´s 95er Original mit auf das TÉNÉRÉ
Treffen in Kerzenheim.
Ich
hatte glücklicherweise ein Papierbandmaß aus einem Nähset, und
einen Foto dabei.
Das war die Chance, die man nur einmal im Leben bekommt!
Ich habe das komplette Motorrad vermessen und skizziert.
Und konnte sogar schon mal Probe sitzen, was nicht jeder durfte
2003 in Kerzenheim
Anhand der Fotos konnte ich die Winkel ermitteln und hatte alle Details vorliegen.
Nun erstellte ich Papierabwicklungen und Formen für
die Hecktanks aus Styrodur Isolierplatten.
Mir war klar, dass ich einige Kompromisse eingehen musste. So beschloss ich
den Fronttank an die Gegebenheiten der ST anzupassen.
Das Ergebnis war schön, aber nicht dass, was ich machen wollte.
Auch die Hecktanks waren nicht so, wie ich es gerne wollte.
So
habe ich meine Abwicklungen noch mal verändert.
Nun war ein erheblicher Mehraufwand im restlichen Aufbau des Fahrzeugs notwendig.
Denn nun passte nichts mehr, was zu der ST gehört.
Es veränderte sich die Sitzposition und Sitzbankbreite und ihre Position.
Der Rohling:
Das
Ergebnis im Vergleich zum Original hat uns mächtig begeistert.
Ich
habe Teilen von verschiedensten Fahrzeugen für meinen Bedarf umgebaut:
TDM: Tacho, Benzinhahn, Heckkotflügel.
Hauptständer und Gabel von KTM.
Sitzbank DT 125. Frontscheibe Suzuki 1200 Bandit.
90 mm Moko Doppelscheinwerfer.
Auch wurden einige ST Teile modifiziert und weiter verwendet z.B. Sitzbankunterteil,
Verkleidungsgeweih.
Nur bei der Befüllung der Hecktanks bin ich absichtlich vom Original abgewichen
und habe einen Verteiler für die beiden Hecktanks hinter die Sitzbank gebaut.
Bevor die Farbe draufkommt wollte ich festzustellen, ob das gebaute auch einsatzfähig ist.
Sie
hat sich tapfer geschlagen.
Ich hatte zwar mächtig bedenken, dass Sie bei den Bedingungen gleich Kampfspuren
davonträgt.
Das war ein ganz neues Gefühl das ich bis dato nicht kannte.
Ich wehre mich auch heuten noch dagegen, sie zu schonen und in Watte zu packen.
Aber ich muss gestehen, dass es mir sehr schwer fällt.
Dann begann der nächste Kampf:
Das war die Farbwahl. Eigentlich sollte es die Blaue 98er von S. Peterhansel
werden.
Deshalb habe ich auch die kleinen Scheinwerfer verbaut.
Es gibt aber schon ein Paar sehr schön gestaltete ST´s in diesem
Design.
Ich wollte die Arbeit dieser Teneristi nicht schmälern.
Ein weiterer Grund war, dass ich auch die Leistung des Belgarda Teams würdigen
wollte.
Da bot es sich regelrecht an, das Design des erfolgreichsten Models zu wählen.
Ein schöner Nebeneffekt war, dass dieses Fahrzeug noch nie nachgebaut wurde.
Die Logos wurden durch Grafiker nach meinen Angaben von Fotos nachgebaut.
Edi
Orioli : Sieg bei der Dakar auf der BELGARDA YZE 850 T 1996
So steht das Original heute in Paris bei YAMAHA MOTOR FRANCE
Und das war meine voläufige Replika:
Erstmal fertig
...und sie
fuhr sich so leicht
Ich war schon sehr stolz auf das Ergebnis
Fertigstellung der Replika
Ich
war jedoch noch nicht richtig zufrieden.
Der Auspuff, und der Seitenständer waren noch auf der falschen Seite.
Auch sollte eine USD Gabel zum Einsatz kommen.
Der schlechte Lenkeinschlag der WP Extreme Gabel hat mich mächtig gestört.
Auch habe ich noch weitere Modifikationen vorgenommen.
So habe ich die Replika doch noch mal komplett zerlegt und neu aufgebaut.
Krümmer jetzt links vorbei
Besserer Lenkeinschlag
Die fertige Version:
Auspuffführung Links, mit Laser Endtopf.
5 cm vorgerückt Sitzposition, super Knieschluss, tiefer Schwerpunkt.
Die 230 Kg mit 43Liter Benzin sind kaum spürbar. Sie ist handlich wie ein
Fahrrad.
Ich
bin überzeugt von der Leistung und der Zuverlässigkeit des 750er Motors,
daher habe ich meinen Motor nur die silbernen TDM Deckel verpasst.
Das Werkzeugfach unter dem Hecktank ist sehr geräumig.
Seitenständer rechts, und keine außermittig angebrachte Fußraste
mehr
Der Bremshebel verbiegt sich nicht mehr, er verläuft oben über die
Fußraste.
Die Luftfilter lassen sich durch die Wartungsabdeckung leicht wechseln.
Showa 45 mm USD Gabel mit 280 mm Federweg.
Der Lenkeinschlag ist größer wie bei der originalen ST.
Die Brembo Bremsanlage arbeitet perfekt.
Unter
der mit einem Schnellverschluss zu öffnenden Sitzbank, verbergen sich die
geänderte Öleinfüllung, der Kühlwasserausgleichsbehälter,
der Regler, der Bremsbehälter und die Schläuche der Befüllung
der Hecktanks.
Nachsatz
Ich
habe das Fahrzeug aus optischen Gründen gebaut.
Ich hätte es nie für möglich gehalten, das das Fahrverhalten
der ST sich so leicht so sehr verändern lässt.
Ich hätte mir gewünscht, dass Yamaha diese Umbauten von Sitzposition,
Knieschluss und Schwerpunkt vor 20 Jahren mal so versucht hätte!
Sie hatten mit der ST die Basis eines Topsellers geschaffen. Nur leider wussten
Sie es nicht.
Seit ich den Bau der Replika begonnen habe sind 5 Jahre vergangen. Die aufgewendete
Zeit kann ich nicht mehr schätzen, und rechnen schon gleich gar nicht.
Aber wir hatten riesig Spaß.
Auch war es ein schöner Ausgleich zwischen Familie und Beruf. Dabei konnte
ich super entspannen.
An dieser Stelle möchte ich mich noch sehr herzlich bei allen bedanken,
die mit bei Erschaffung meines Wunschtraums geholfen haben.
Vielen Dank an Ingo Löchert aus Berlin, Miga (Michael Gampfer, Gerke B,
Flammenpiet Sven, Mario CH, Martin Madmaxel, Ingo Priebe, Holger, die 3 Grafiker
und ganz speziell möchte ich noch Wolfram Baur erwähnen, ohne seine
Fähigkeiten, seine Durchhaltevermögen und die vielen Stunden,
Abende und Nächte, hätte ich die Replika nicht bauen können.
Viele Grüße Axel
Die Wüste lebt
....die TÉNÉRÉ Welt ist in Trauer
Unser
langjähriger Mitstreiter und besonderer Freund Axel Peters ist sehr
überraschend von uns gegangen. Nach seiner Magen OP, wonach er mir noch
schrieb, das es ihm schon besser gehen würde, gab es scheinbar Komplikationen,
worauf er im Koma lag und daraus leider nicht mehr erwachte. Ein Schock !!!
Unser Axel wurde gerade mal 53 Jahre alt, er ist viel zu früh abgerufen worden.
Axel
war ein besonders lieber Mensch, er hatte ein herausragendes freundliches Wesen,
was jedes TÉNÉRÉ Treffen, jedes Gespräch mit ihm zu
etwas Tollen machte.
Man war schon gut drauf, wenn man ihn über das ganze Gesicht strahlend
zur Begrüßung,
über den Zeltplatz auf einen zu laufen sah. Man wußte, der Axel ist
da, das wird hier Klasse.
Er
war auch immer um andere bedacht, kein Oberflächlicher - ein menschlicher
Typ.
Man hatte ihn gerne um sich rum und verbrachte gerne Zeit beim "Schwätze"
mit ihm.
Er
war ein Interessierter, ein ewig Neugieriger, der Ideen gerne umsetzte - ständig
inspiriert, Dieses dann auch in Taten umzusetzen - ein klasse Schrauber.
Legendär,
sein Nachbau der Dakar YAMAHA 1995 von Thierry Magnaldi auf Basis
seiner XTZ 750 Super TÉNÉRÉ, der so konsequent und spektakulär
war, das Alle staunten.
Sogar YAMAHA war in Mothern 2008 mehr als nur begeistert von seiner Version
des
Orioli Werksrenners, den er in unschätzbaren Stunden mit nicht bezifferbaren
Aufwand schuf.
Alles, was er tat, machte er mit extrem viel Liebe, pflegte und hegte seine Schätzchen.
Das
letzte Mal sah ich ihn beim SÄXTÉT 2020 in Döbeln, da hätte
ich doch nie gedacht,
das es das letzte Mal sein würde, das wir uns in diesem Leben trafen.
- auch da hatten wir schon einen traurigen Todesfall in unseren Reihen, bei
unsern CAGIVA
Jungs zu beklagen, was ihn auch sehr berührte. Die Einschläge kommen
immer näher !
Wir
sind eine kleine verschworene Gemeinde, die sich über Jahrzehnte durch
ihr Hobby
kennt. Ein Paar Irre, die den gleichen Spirit leben, die sich schätzen
und lieben - eine Familie.
Um so schlimmer, wenn so wichtige Menschen, die wie Brüder sind dann plötzlich fehlen.
Seine
Beerdigung hätte ihm auf jeden Fall gefallen. Begleitet von TÉNÉRisten,
Motorradfahrern, Familie
und Freunden, trat er seine letzte Fahrt in der Urne auf einer XTZ 750 zu seinem
ewigen Ruheplatz an.
Auch seine Schätzchen sind genau in die richtigen Hände gekommen.
Ruhe in Frieden Axel.
Uns wird unser AXEL für immer fehlen, es wird nicht mehr so sein, wie vorher bei Treffen.
Sein Motto war berühmt und berüchtigt in unseren Reihen:
"Die Wüste lebt"
Axel, ich/ wir werden dich nie vergessen - Wir sehen uns, mein "Alter"
Leider aktualisiert Juni 2021