MiGa´s
TÉNÉRÉ Prototyp Projekt
Als
Mitte 1982 klar war, das das Nachfolgemodell der legendären
XT 500, die XT 550 nicht die Erfolgsgeschichte der Einzylinder Enduros
von YAMAHA erfolgreich weiterführen konnte, mußte etwas Neues her.
War
die XT 550 zwar im Bereich geländetauglicherem Fahrwerk, als auch
mit ihrem potenteren Vierventil Motor auf der Höhe der Zeit, so konnte
sie
trotzdem keine eigene Identität aufweisen, sie kam nicht an beim Käufer.
Die
Idee für eine neue bahnbrechende XT kam aus Frankreich, vom Chef der
YAMAHA Abteilung beim Importeur Sonauto, der seit Jahren die XT Modelle
erfolgreich umbaute und sie bei den Langstreckenrallyes, wie der Paris-Dakar
sehr erfolgreich einsetzte, hierbei war Langlebigkeit und Ausdauer bei größter
Reichweite und völliger Geländetauglichkeit die höchste Priorität.
Zur Vorlage diente die bei der Dakar Rallye eingesetzte Sonauto XT 550.
Dakar XT 550 von Sonauto 1982
Die
YAMAHA Entwickler zweifelten zwar zuerst an dem Erfolg eines solchen Projektes,
ging aber durch die ständig wachsende Popularität der Dakar Rallye
doch mit vollem Einsatz an die
Entwicklung einer Enduro mit grossem reisetauglichem Tank und einem Fahrwerk
mit extrem langen Federwegen, die keine Herausforderung scheuten.
So
entstand dieser Prototyp, der zwar schon deutlich die Züge der Ur TÉNÉRÉ
trägt,
aber technisch doch nie so von YAMAHA umgesetzt wurde:
Die Änderungen gegenüber der dann Ende 82 vorgestellten 34 L Variante sind:
- Der Öltank der Trockensumpfschmierung ist im Rahmen hinter dem Lenkkopf
wie bei der XT 550 umgesetzt, mit dem Nachfüllstutzen im Oberrohr des Rahmens
- Die Bremsscheibe ist auf der rechten Seite positioniert
- Das Hinterrad wird vom Cantilever System gefedert, bekannt aus der XT 550
mit am Unterzug verstärktem Profilen
- Der Gepäckträger in einer extrem kurzen Variante
Als
2008 zum 25 jährigem TÉNÉRÉ Jubiläum von YAMAHA
aus, dieses oben
zu sehende Bild des Prototypen veröffentlicht wurde, waren wir begeistert.
Besonders
MiGa und ich nahmen das Bild ganz genau unter die Lupe und analysierten,
was YAMAHA da gebaut hatte - Die erste TÉNÉRÉ,
die es jemals gab.
MiGa
sagte sofort: "Die baue ich genau so nach!" Eine abenteuerliche
Aussage,
wenn es nicht MiGa gewesen wäre, der so Etwas sagt- denn dann ist die Sache
demnächst in Arbeit.
Er
sammelte Teile, analysierte das Bild mit der Bauweise der XT 550 und der Ur
TÉNÉRÉ, verglich
und verbrachte Tage mit Messungen an beiden Rahmen- Konstruktionen, die ja doch
erheblich
unterschiedlich sind, dabei plante er schon im Kopf, wie er beide Konstruktionen
erfolgreich
miteinander verbinden
konnte, wobei auch die äussere Erscheinung der Vorgabe identisch sein mußte.
Das
Vorderteil des XT 550 Rahmens abtrennen und mit dem Rahmen der 34 L ab dem Rahmendreieck
zusammenfügen und verschweißen, wobei die Aufnahme der Cantileverschwinge
erhalten bleibt.
Eine extreme Aufgabenstellung- aber, wie gesagt, es ist MiGa, wenn das einer kann, dann er.
Hier nun die Bilder von dem spektakulären Projekt:
Vorne Rahmen 34 L (Ur TÉNÉRÉ) hinten 5Y3 (XT 550) zum Vergleich
Tankaufnahmen kompatibel machen- versetzen
...einfach mal abgeschnitten !
Joch
und Gabelbrücke der 34 L in den Lenkkopf der XT 550 eingepasst,
danach noch den Lenkanschlag entsprechend passend geschweißt
Beide Rahmenteile wurden mit dem Laser eingemessen
Verbindungen
beider Rahmenteile
Der zusammengesetzte und komplett verschweißte Rahmen
Tank
und Sitzbank Anprobe- Besonders die Position des Tanks im Bereich des
Öleinfüllstutzens hinter dem Lenkkopf war hier ausschlaggebend und
knifflig.
Restaurationsarbeiten im Detail
Altteile der 34 L- Schrauben und Anbauteile, dem Alter entsprechend... noch!
Neben
der Motorinstandsetzung, wurde jede Schraube gestrahlt und neu verzinkt
Andere Anbauteile wurden neu schwarz gepulvert- was für ein Arbeitsaufwand
!!!
Der frisch lackierte Komplettrahmen- Halb 5Y3 (XT 550)- halb 34 L(TÉNÉRÉ)
Motor
eingebaut, Tauchrohre der 34L rechts gegen links getauscht,
jetzt mit Bremssattelaufnahme rechts
Links:
Gut zu sehen, der Öltank der 5Y3 (XT 550) in der verstärkten Rahmenversion
Rechts: Bremsscheibe auf der rechten Seite verbaut mit Brems- Sattel der XS
400
Aufnahme und Führung der Cantilever Schwinge im Prototyp Rahmen
Bearbeitung der Serien- Schwinge der XT 550
Das
untere Schwingenprofil der Cantilever Schwinge wurde
(Bei der Vorlage nur mit Ton), hier nun richtig verstärkt
Der alte Sitzkern der 34 L vorne 31 Jahre alt und der Neue von KEDO hinten
Federbein von Wilbers eingesetzt- Die "neue" Sitzbank passt
Das Fahrwerk steht, nach vielen unzähligen Stunden Arbeit
Besonders
knifflig, war noch die Anpassung des Endtopfes, denn die einwandfreie Funktion
der
Cantileverschwinge und der gebotene Federweg durften nicht eingeschränkt
werden.
Der Gepäckträger sollte natürlich auch genau der Vorlage entsprechen...
Jedes
Bauteil wurde speziell vermessen, angefertigt und eingepasst
Das
einmaliges Einzelstück- ansich nur ein Gepäckträger...
... aber was für einer !
Das fertige Produkt des Wahnsinns- Umbaus
Die Kettenführung der XT 550 in einer TÉNÉRÉ
Der speziell umgearbeitete Endtopf der Ur TÉNÉRÉ an die Schwinge angepaßt
Der Öleinfüllstutzen hinter dem Lenkkopf, wie bei der Vorlage
Der Sondergepäckträger ebenso umgesetzt
Eine einmalige Schönheit, dieses XT 550/ 600 TÉNÉRÉ
Wiedermal
ein echtes, einmaliges Meisterstück von MiGA- Hochachtung
!!!!
Ihn reizt eben immer das Besondere, das ist immer gut für
unsere Szene
YAMAHA wird Augen machen, das ihre"Studie" doch 32
Jahre später umgesetzt wurde.
Wir können schon auf das nächste Projekt gespannt sein.
Besucht auch mal:
MIGA, der geniale Tüftler aus unseren Reihen
MiGa´s Restauration der Werks YAMAHA von 1987
Fotos: MiGa, Text : Ingo Löchert 2014