660 R/X
"Auf zu neuen Ufern"
2004 - 2016
2004 reagierte YAMAHA und schickte die legendäre, bewährte, aber gnadenlos
veraltete XT 600,
mit ihrer schon lange nicht mehr zeitgemässen Technik nach 19 Jahren endlich
in den Ruhestand.
Presentiert
wurde ihre Nachfolgerin, die eine komplette Neukonstruktion darstellte und technisch
aktuell mit wassergekühltem Motor, Einspritzanlage, Wegfahrsperre und Digitaltacho
daher kam.
YAMAHA
verstand es hervorragend die XT 660 R rein optisch neu und zukunftsorientiert
zu stylen,
wobei die klassische XT 600 Linie und damit der Urgedanke doch deutlich wiederzuerkennen
ist.
Das
659 ccm Aggregat wurde komplett neu entwickelt, dabei fällt das besondere
Augenmerk auf
die aktuelle Zylinderkopfmechanik, die wieder mit je zwei Ventilen pro Ein und
Auslass auskommt.
Also
weg mit der damals in der XTZ 660 TÉNÉRÉ hoch gepriesenen
und nie wirklich positiv
aufgefallenen fünf Ventiltechnik und zurück zum seit 1982 bewährtem
Vierventilsystem.
Der
Kurbeltieb, wie auch das Fünfganggetriebe wurden detailverbessert und optimiert.
Das von YAMAHA Enduros seit jeher gewohnte harte und hakelige Getriebe erfuhr
eine
absolute Revolution, ein Muster an leichter Schaltung, präzise und kein
bischen schwammig.
Der
Doppelvergaser wich einer zeitgemässen und spritsparenden Einspritzanlage,
die besonders
dadurch auffällt, das der robuste Einzylinder direkt und sauber am Gas
hängt.
Besonders
ins Auge fällt die Führung der Auspuffanlage, wobei der dicke zweiteilige
Edelstahlkrümmer jeweils, für eine Enduro eher ungünstig unter
dem Motor nach hinten geführt wird,
um dann steil zumHeck anzusteigen und dort in zwei ovale Töpfe zu münden.
Der
grosse Scheinwerfer bietet bestmögliche Strassenausleuchtung und das digitale
Cockpit
bietet alle nötigen Informationen, nett verpackt- wie eigentlich die ganze
XT 660.
Das
Fahrwerk der XT 660 bietet nichts wirklich neues, bis auf das die Telegabel
nun mit
43 mm Durchmesser standfester den Verwindungen beim starken Bremsen entgegenwirkt.
Mitte
2004 stellte YAMAHA der R (Enduro Version) noch die von vorn herein angekündigte
X (Supermoto) Version zur Seite, die mit einer im Nachlauf geänderen Gabel,
nebst grösserer
Scheibenbremsanlage und edelen schwarzen EXCEL Felgen aufwartet, zu einem fairen
Preis.
Die
XT 660 ist ein reiner Streitfall, dem einem gefällt sie mit dem neuen schicken
Kleid und modernster
Technik , dem anderen ist sie nicht mehr uhrig
genug, dafür ist sie funktionell und erstaunlich flink.
Mit
knapp 175 kg fahrfertig ist sie leider wieder kein Leichtgewicht, wobei es jedoch
erstaunlich ist,
wie handlich die 660ér XT ist und mit standhaften 48 PS geht sie auch
ordentlich los, kein Vergleich
zu den alten luftgekühlten XT Motoren vergangener Generationen mit gerademal
echten 40 PS.
Zubehör
giebt es bereits reichlich zu ordern, von hohen Tourenscheiben, über diverse
Motorschutzvarianten, anders verlegten Krümmern, Tuningartikeln und Austauschendtöpfen
aus Titan.
Die
XT 660 R/X war insgesammt gesehen ein ganz guter Wurf von Seiten YAMAHAS geworden,
obwohl sie mit den alten ehrlichen, rauhen geländetauglicheren Ur XT Modellen
in Sachen
Federwegen und Chrakter nicht
mehr sehr viel zu tun hatte, aber das ist eben der Fortschritt.
Ab
2017 sind nur noch ABS Motorräder als Neufahrzeuge zulassungsfähig,
noch dazu kam, das die
neue EURO 4 Norm erhebliche Umbaumaßnahmen, besonders im Bereich der Bordelektrik
nötig machen
würde, was nun schließlich doch zum Ende der legendären Einzylinder
XT 660 Modelle führte.
Einen Ersatz gibt es derzeit leider noch nicht.
Details
Rahmen der XT 660 mit Öltank im Lenkkopfbereich
Grosser überaus heller H4 Scheinwerfer schick verpackt
Doppelrohrauspuffanlage- Heck der XT 660 von hinten schön anzusehen.
Ovaler verblendeter Endtopf
Der Motor ist weiterhin mittragend, wie bisher.
Ungünstig verlegte Krümmer- sturz und steingefährdet.
Lieblos entworfene Soziusfussratenausleger.
Motor
Moderner
wassergekühlter 659 ccm Vierventiler mit Einspritzanlage
Kupplung direkt angelenkt und schnell zugänglich.
Motor von links
Cockpit
Funktionelles inforeiches Digital Instrument
Draufsicht XT 660 Frontpartie
XT 660 X SUPERMOTO
Schicke
edele Supermoto Variante mit Excel Felgen, grosser Bremsscheibe und kurzem Kotflügel
- konkurrenzlos günstig gegenüber anderen Modellen mit ahnlicher Ausstattung.
Farbvarianten
XT 660 R
XT 660 X
Technische Daten
XT 660 R (Enduro)
Motor: Flüssigkeitsgekühlter
1-Zylinder-4-Takt-Motor, Einspritzanlage, Katalysator |
Fahrwerk: Rahmenbauart
Semi-Doppelrohrrahmen mit integriertem Öltank |
Abmessungen: Länge
(mm) 2240 |
XT 660 X (Supermoto)
Motor: Flüssigkeitsgekühlter 1-Zylinder-4-Takt-Motor, Einspritzanlage, Katalysator Hubraum (ccm) 659 Bohrung x Hub (mm) 100 x 84 Verdichtung 10:1 Nennleistung 35,3 kW (48 PS) bei 6.000/min Max. Drehmoment 58,4 Nm bei 5.250/min Kupplung Mehrscheiben- Ölbadkupplung Zündung Transistor Starter Elektro Getriebe 5-Gang Sekundärantrieb Kette Gangstufen 2,500/1,625/1,150/0,909/0,769 Primärübersetzung 2,083 Sekundärübersetzung 3,000 Batterie 12V/8Ah Generator (Watt) 291 Tankinhalt (Liter) 15 |
Fahrwerk: Rahmenbauart
Semi-Doppelrohrrahmen mit integriertem Öltank |
Abmessungen: Länge
(mm) 2175 |
YAMAHA Prospekt
Der neue Weg
Mein
Fazit
(Dies
ist eben nur mein Fazit und gilt natürlich nicht allgemein)
Plus + :
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Minus - :
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- Seitenständerschalter schlecht und lieblos positioniert |
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- Keine Handprotektoren ab Werk |
- Moderne schicke Optik mit klarer XT eigenständiger Identität |
- Nicht mehr so geländetauglich, wie die alten Modelle |
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- recht fetter Brocken mit fast 175 kg |
- Erstaunlich handlich |
-
Gekürzte Federwege |
- Digitales Cockpit |
- Fad gestylte Soziusausleger |
- Die Geschichte der XT geht weiter |
- Kein Gepäckträger im Serienzustand |
Es
war toll, das YAMAHA die XT nicht hat sterben lassen, wie die anderen Hersteller
dies
mit ihren langjährigen erfolgreichen Enduromodellen taten, sondern eine
komplett
neue eigenständige Enduro entwickelten, die dem Urgeist eines Universalmotorrades
mit dem man alles anstellen konnte wieder in traditioneller Art und Weise nahekam.
Die
XT 660 ist eine tolle zeitgemässe und moderne Enduro, die sehr viel Spass
macht
und ein echter Schritt vorwärts gegenüber den zuletzt ab 1995 gebauten
XT 600 Modellen.
Die
Funktion des Motors, der Einspritzanlage und des Getriebes, setzte neue Maasstäbe.
Für ihr zugegeben relativ hohes Gewicht, ist die XT 660 erfreulich handlich,
wobei sie jeden
kleinsten Dreh am Gasgriff sofort mit spritzigem Vorwärtsschub umsetzt.
Man
sitzt genau fünf Minuten auf der neuen XT und man fühlt sich sofort
wohl und zuhause.
Das
Fahrwerk ist eher straff ausgelegt, was aber gerade perfekt zu sein scheint,
da die XT
alle möglichen Eben und Unebenheiten ziemlich unspektakulär wegbügelt.
Auch auf der Autobahn bis über 145 km/h läuft die moderne XT stuhr
geradeaus ohne zu wackeln.
Die Bremsen funktionieren unauffällig gut und bringen keinen Grund zur Klage.
Die
Optik ist Geschmackssache, ich finde sie sehr schick und trotzdem an die Tradition
angelehnt, die bisherigen Fahrten auf ihr haben mich bisher immer sehr begeistert.
Schade
und störend sind nur das hohe Startgewicht, sowie die für eine Enduro
unsinnige
Krümmerverlegung unterhalb des Motors- aber warten wir ab, denn auch bei
der ersten XT 500
war der Krümmer so verlegt, um dann noch schnell abgeändert zu werden.
Für den Notfall bieten diverse Zubehöranbieter schon anders verlegte Krümmer mit noch leistungsoptimierteren Titan-Endtöpfen an, wie überhaupt das Zubehörangebot riesig erscheint.
Die
SUPERMOTO Variante ist phenomenal, in Schick, Funktion und Preis- Leistungsverhältnis,
da kann kein Anbieter zu den Konditionen und Leistungen das Wasser reichen.
Den
urigen Charakter einer XT 500, UR TÉNÉRÉ, oder XT 600 hat
die "Neue" jedoch nicht mehrc,
dafür überzeugt sie mit Leichtigkeit in der Funktion, Leistung und
Modernität.
Die
XT 660 R/X war der richtige gelungene Schritt in die Zukunft, auch wenn wir
"alten" Fans
zuerst die Augenbrauen hochzogen- eine Probefahrt lohnt sich und löst die
Skepsis bald auf.
Ende
2016 ist Schluss mit der Ur Enduro, der Einzylinder XT, Dank der neuen Euro
4 Norm
für Neufahrzeuge, auch ein ABS System blieb der Guten bis zum Ende erspart.
Es
ist sehr schade, das YAMAHA ihre 40 Jahre alte Einzylinder Modellhistorie
Ende 2016 erstmalig völlig sterben lässt und im YAMAHA Modellkatalog
keine
echte Mittelklasseenduro mehr zu finden sein wird. Das man auch einen Single
Euro 4 tauglich machen kann, zeigen nun mal wieder eher die Orangenen.
Es
ist mir persönlich unbegreiflich, warum sich die Japaner so die Butter
vom Brot
nehmen lassen, später dann aber wieder versuchen werden an alte Erfolge
anzuknüpfen.
Wie z.B. im Fall der neuen Super TÉNÉRÉ, die ja nun nichts
mehr mit alten Genen verbindet.
Eine
moderne XT Variante mit etwas mehr Leistung und weniger Gewicht
wäre auf jeden Fall eine begeehrte Alternative, auf die die Fans warten.
Text und Rchersche: Ingo Löchert 2005/ 2016