XTZ 750
1989 - 1996
Der Überhammer
Nach
den spektakulären Mehrfach- Siegen der Zweizylinder HONDA
NXR 750 bei den Paris Dakar
Ausgaben von 1986- 1989 und den hohen Absatzzahlen des Seriensprösslings
XRV 650
Africa Twin direkt
im Werksdesign,musste YAMAHA 1989 endlich kontern,
denn leistungsstärkere Zweizylinder Reisenduros lagen deutlich im Trend.
Die
neue "Über TÉNÉRÉ" hatte dann auch neben
dem Kürzel XTZ 750 das Ansinnen im Namen:
SUPER TÉNÉRÉ
klang wirklich phenomenal, die Optik war deutlich an die Rallye Renner angelehnt
und die Leistung von 69 PS versprach einiges,immerhin fast 5 PS mehr, als die
entdrosselte HONDA.
Das Motorkonzept war völlig neu, ein wassergekühlter 749 ccm Parallelltwin mit zwei obenliegenden Nockenwellen, zwei Ausgleichswellen, Doppelfallstromvergasern, und 5 Gang Getriebe.
Das Fahrwerk: Ein Doppelschleifenrahmen, indem der Motor mittragend wirkte, eine neue Deltabox- Schwinge mit zentralem Federbein, Telegabel mit 43 mm Durchmesser mit jeweils einer Doppelkolben Bremscheibenanlage pro Holm und schönen schwarz eloxierten Felgen.
Die
gebotenen Federwege waren für so einen 226 kg Bolidien mit vorn 235 und
hinten 215 mm,
nicht
von schlechten Eltern und erlaubten auch auf der Schotterpiste eine schnelle
Gangart.
Der
grosse Leichtmetallmotorschutz war ebenso positiv auffällig, wie der 26
Liter Kraftstofftank
und der charakteristische Doppelscheinwerfer- im ganzem war die neue XTZ 750
er eine Schönheit.
Die
Fahrleistungen begeisterten, obwohl der Parallell- Twin erst mit steigender
Drehzahl sein Feuerwek entfachte, leider fiel nun auch das eher weiche und schwammige
Originalfahrwerk und die schlechte
Bremswirkung der beiden Vorderradbremsen, sowie die durch die Form der Soziusrastenausleger
bedingten zu stark angewinkelten Unterschenkel des Mitfahrers auf.
Ansonsten
war die XTZ 750 mit ihrer tollen Leistung, den langen Federwegen, Ausstattung
und dem gebotenem Platzangebot für reisebegeisterte TÉNÉristen,
die auch mal mit über 160 km/h
über die Autobahn heizen wollten ein guter Griff, denn eine so sportlich
angelehnte Reisenduro war einmalig und sie trug den traditionellen Namen TÉNÉRÉ
doch irgendwie zu recht.
Schon
1990 wurde die Folterelemente von Soziusauslegern modifiziert, der schnell verglühende,
aus den Einzylindern bekannte Batterieladeregler wurde ebenfalls im Laufe der
Jahre durch einen
grösseren ersetzt, bis dahin waren jedoch mehrere Lichtmaschinen verendet
und Batterien verkocht.
Der
Motor war ein neuer Begriff für unglaubliche Zuverlässigkeit- TÉNÉRÉ
Standard eben!
Dabei kam die XTZ 750 auf eine Endgeschwindigkeit von fast 200km/h
YAMAHA
sah in den ganzen Jahren keinen Anlass irgend etwas zu verändern, man überliess
es dem Kunden nach Möglichkeiten- Alternativen für ein besseres Fahrwerk
mit härteren progressiven Federn für Schwinge und Federbein zu suchen,
ebenso verhielt es sich mit den laschen Bremsen am Vorderrad, die man mit Stahlflexleitungen
schon etwas in der Druckpunktfindung verbessern konnte.
Schon im zweitem Produktionsjahr fielen jedoch die schönen schwarzen Felgen
weg.
Nur die Farbgebung der ST änderte sich von Jahr zu Jahr, wurde aber auch später immer scheusslicher.
1996
stellte YAMAHA die XTZ 750 ein, das Ende einer Ära, alle Entwicklungen
im Bereich TÉNÉRÉ
fanden hiermit ihr Ende und sogar Jean Claude Olivier, sagte zu uns, das dies
für ihn ein Schlag war.
Hätte
YAMAHA die Super TÉNÉRÉ detail verbessert, mit Peterhansel
Look, guten Bremsen, dem Motor der TRX 850 mit Hubzapfenversatz und toller Leistung
aus dem Kellerund 15 kg weniger Gewicht, so wäre sie bestimmt doch noch
ein Verkaufsrenner geworden, denn gerade heute, wo eine BMW 1300 den Ton in
Europa angiebt und die Africa Twin eingestellt ist, wäre so eine Super
TÉNÉRÉ eine klare Konkurrentin zur aktuellen KTM 950 Adventure
gewesen.
Details
Eine klasse Darstellung "durch" die XTZ 750 Super TÉNÉRÉ
Gesicht der "Über TÉNÉRÉ"
Cockpit- schön übersichtlich
Motor
750 ccm Parallelltwin im Detail
Neue Fünfventiltechnik
Fallstromvergaser
Fahrwerk
Deltaboxschwinge- Federbein hinten
Schwache Doppelbremsanlage vorn
Technische
Daten XTZ 750 SUPER TÉNÉRÉ
XTZ 750 im Rallyesport
Der
Motor der XTZ 750 und später TRX 850 war das Herzstück der Werksrenner
von SONAUTO,
Motor France und BELGARDA
YZE 750 T, 850 T, XTZ 850 R - TRX, die isgesammt sieben mal die
Dakar Rallye gewinnen konnten, nicht gezählt die Siege bei anderen Rallyewettbewerben.
Von 1990 - 1998 wurde die Zweizylinder Werksmaschine eingesetzt.
Sie gilt als das beste und ist erfolgreichste Rallye Motorrad bis heute.
YAMAHA Prospekte
1989
1990
1991
1992
1993
1994
1995/96
Farbvarianten XTZ 750
1989
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1990
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1991
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1992
1993
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1994
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1995/96 |
Die "ÜberTÉNÉRÉ"
Mein
Fazit
(Dies
ist eben nur mein Fazit und gilt natürlich nicht allgemein)
Plus + :
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Minus - :
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-
Schwerer Brocken über 226 kg |
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-
Verbaut, wie alle Zweizylinder |
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- Bedingt geländetauglich |
- Direkt angelenkte Kupplung |
- relativ hoher Sritverbrauch sereinm. |
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- Vergaser neigt zum Überfetten (Choke neigt zum Auflösen) |
-
26 Liter Reisetank |
- Anfälliger Seitenständerschalter |
- Relativ lange Federwege |
- schwammiges Fahrwerk |
- Tolle Optik
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-
Gute Grundausstattung |
- Alter Batterieregler verbrennt schnell und richtet gr. Schaden an |
-
gebraucht relativ günstig zu bekommen |
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-
Fussrastenausleger der ersten Modelle sind eine Zumutung |
Die
Super TÉNÉRÉ ist eine tolle Reisenduro, auf jeden Fall
die schönste, die es bisher gab.
Wenn man auch öfters schnell über die Autobahn will, oder muss - vielleicht
noch lange zu zweit mit reichlich Gepäck unterwegs ist, dann ist sie genial.
Dabei bleibt aufgrund des Gewichtes natürlich der Offroadspass in Grenzen,
obwohl es
erstaunlich ist, was mancher (Gruss an Mario C.) trotzdem damit anstellen kann-
Übrigens wiegt die SUPER TÉNÉRÉ nicht viel weniger,
als die grosse ziemlich neue und über
zehn Jahre später entwickelte KTM LC 8 Adventure, obwohl das Handling,
bis auf den Lenkeinschlag doch wesentlich zu Gunsten der KTM geht.
Ich
finde die Zweizylinder TÉNÉRÉ einfach zu schwer, sie ist
nicht wendig genug für schnelle Aktionen.
Sie ist einfach zu verbaut schon bei bei kleineren Mucken (z.B. Zeitaufwand
um die Kerze zu wechseln ),
Der wahrlich gute und solide Motor kommt (im Original) garnicht mit Dampf aus
dem Keller,
was ich so an der Einzylinder TÉNÉRÉ schätze, dabei
schluckt er in der Originalbedüsung
auch noch richtig- gerade, wenn wiedermal die Plastik Choketeile sich im Auflösungsstadium
befinden,
oder das Düsennadelventil ausgeschlagen ist - jede dritte XTZ 750 stinkt,
wenn ich hinterher fahre.
Nein
für den täglichen Kurzstreckeneinsatz in der Stadt, ist sie absolut
nicht geeignet,
dafür spielt sie ihre Vorteile deutlich bei Einsetzen über schnelle
Landstrassen und Dreiviertelgas
Autobahneinsätzen aus, besonders im Zweimannbetrieb- da ist sie ein Erlebnis
und kann voll begeistern.
YAMAHA tat nichts an der XTZ 750 zur Verbesserung und Weiterentwicklung in all den Jahren, nur die Farben wurden immer hässlicher, so wurde sie zum Ladenhüter und schliesslich 1996 eingestellt.
Durch
gezielte Umbauten kann man der schwachen Bremse und dem wabbeligem Fahrwerk,
doch effektiv zu Leibe rücken und sich so ein gutes Motorrad zusammenbauen.
Den Motorumbau auf das TRX 850 Aggregat (selbst vorgenommen 1998) kann ich nur
empfehlen.
Schade,
das es YAMAHA wiedermal verpasst hat dieses Modell effektiv zu pflegen.
Eine sportliche 900 er Super TÉNÉRÉ mit knappen 100 PS
und über 200 mm Federweg, grossem
Tank und Rallyedesign wäre wohl der Wunsch aller alten TÉNÉRisten
und Reisendurofans.
Aber ich persönlich glaube, trotz der YAMAHA Versprechen in Worms 2004, warten wir da vergebens .
Die
Fangemeinde lebt jedoch weiter und jeder baut sich eben selbst seine Traum TÉNÉRÉ
auf Basis der XTZ 750 Super TÉNÉRÉ.
Viele Infos über die XTZ 750 SUPER TÉNÉRÉ findet ihr im TÉNÉRÉ Forum :
http://www.tenere.de/forum/index.php
Übrigens:
Hier sieht
man Jean-Claude Olivier 1989 mit der XTZ 750.
Am Ruhetag der Dakar Rallye 1989 ,suchte er den Unfallort André Malherbes,
der sich hier
das Genick brach aus dem Vorjahr auf.
Er sagte zu mir er hätte den Platz nur nach dem Geruch wieder gefunden,
der entstanden war, als er das Rallyemotorrad Malherbes zur Signalsetzung angezündet
hatte.
Der Unfalltag, war einer der schlimmsten seines Lebens.
Text und Rchersche: Ingo Löchert 2005