Interview mit mir selbst
Was man vielleicht noch so von mir wissen will:
Teil
2
(aktualisiert Dezember/ 2022)
Das Logo und die ganzen Zeichnungen, die man hier so findet, zeichnest du selber ?
Ja,
ich habe immer schon gezeichnet, meine Eltern bekamen am Ende eines Elternabends
immer tütenweise
meine Ergüsse mit dem Hinweis: "Das macht ihr Sohn hier so täglich
im Unterricht" überreicht.
Das gab dann natürlich immer schönen Ärger. Im Laufe der Jahre
hatte ich mal mehr, mal weniger
gezeichnet, ansich erst wieder richtig, als Sara klein war und sie von mir eigens
gezeichnete T Shirts
trug, die eben nur sie so von ihrem Papa gezeichnet bekommen hatte. Auch die
Sticker und Designe
meiner TÉNÉRÉ s entwerfe ich selber und setze sie dann
natürlich auch echt begeistert um.
Hättest du das nicht beruflich machen können, was hattest du ursprünglich gelernt?
Ich
bin gelernter Bauklempner, also Blecharbeiten auf dem Dach und hatte kurzzeitig
auch mit
meinem damaligen Partner Horst eine Bauklempnerei/ Dachdeckerei, mit allem Drum
und dran.
Das
mit der Zeichnerei hatte ich probiert und auch eine zeitlang gemacht. Als ich
mit der Diabetes nicht
mehr auf dem Dach arbeiten durfte, schulte ich um, zum Mediendesigner und habe
da auch meinen
IHK Abschluss in Fachrichtung Print gemacht. Danach habe ich noch Kinderlernbücher,
wie den
"Schlaufuchs" und die Serie "Lernspaß mit Pfiff illustriert,
worauf ich noch immer sehr stolz bin.
Aber
so richtig will dafür irgendwie keiner Geld ausgeben, denn die Reaktionen,
wenn ich ein kleines
Honorar für die Entwürfez. B. für ein Logo verlange sind fast
immer die selben: "Ach, ich dachte, du
malst da sowieso irgend was und ich tue dir damit einen Gefallen...."
HÄÄÄÄÄÄÄÄ ???? Meine Freizeit ist das
Kostbarste überhaupt.
Nein,
so richtig will da keiner ran, warum, weiß ich nicht, ob es nun POLO,
oder auch KEDO ist, für die
ich aber mitlerweile schon mal die XT 500 Tassen mit allen Modellen und Baujahren
umgesetzt habe.
Schade,
aber vielleicht kommt das ja noch mal, nun wieder zur TÉNÉRÉ.
Warst
du denn nun restlos zufrieden, damals mit deiner "Spezial 3AJ"?
Nein,
für mich war die Vorstellung von einer Enduro immer noch, ein hoch verbauter
Vorderradfender
mit einer zentralen Lampenmaske, einem
hohen Fahrwerk, groben Stollenreifen und meinem
Rallye - Splin geschuldet, einem oben darauf sitzenden riesigen Tank.
Die 3AJ mit ihrer voluminösen Verkleidung und den Doppelscheinwerfern entsprach
zwar dem
damals aktuellen YAMAHA Werksrenner Outfit bei der Dakar, ich fühlte mich
aber immer hingezogen,
zu den älteren Modellen, die ja diese tolle Optik damals besaßen
und populär gemacht hatten.
So
erwischte ich mich immer wieder dabei, das ich bei den TÉNÉRÉ
Treffen besonders auf die
ganz alten Modelle, der 34 L schielte und immer begeistert war, wenn eine in
gutem Originalzustand
auf der Wiese stand und sich in ihrer ganzen Schönheit dar bot - eben DIE,
DIE ich zuerst wollte.
Sie
war meine erste Liebe, die sich ja, wie beschrieben in Teil
1 nicht erfüllt hatte, eine immer noch
grosse Wunde, die ich aber irgendwann demnächst mal mit dem Erwerb einer
Solchen stillen wollte.
Meine 3AJ in der zweiten Version auf einer meiner Reisen
Hast du nach einem solchen Modell gesucht?
Nein,
es ergab der Zufall. Wir wollten auch mal hier in Berlin ein TÉNÉRÉ
Treffen organisieren und
suchten dafür ein geeignetes Gelände. Bei Vorgesprächen, hatte
sich der MC Schenkenhorst durchaus
begeistert dafür gezeigt, was sich aber in der heisser werdenden Phase,
als absolute Heuchlerei
herausstellte. Als wir im Herbst 1997 das Gelände mit der Cross- Strecke
besuchten, traf ich den Andreas H.
zufällig wieder, der mir damals den Kontakt zu Peter F. und seiner 34 L
vermittelt hatte, wo ja
bekanntlich nichts draus wurde... . Er fragte, ob wir immer noch so begeistert
von den Dingern seien ?
Ich war sehr gerne auch weiter weg mit meiner 34 L gut unterwegs
"Mehr,
als je zu vor, ich suche sogar noch eine ganz alte TÉNÉRÉ
zum Wiederaufbauen" entgegnete ich.
Andreas darauf hin: "Kannst du dich noch an "Schwabbel" erinnern,
der von damals, der hat seine noch,
steht aber bestimmt seit 5 Jahren im Keller das Teil, mit Motorschaden. frage
ihn doch einfach mal".
Ich
bekam die Telefon Nummer und rief ein Paar Minuten später bei ihm an. "Mit
meiner Blauen fahre ich
doch noch" erwiederte er, auf meine Frage, ob er seine TÉNÉRÉ
nicht verkaufen wolle. Er hatte sich in
der Zwischenzeit eine modernere blaue 3AJ zugelegt, aber die meinte ich ja in
keiner Weise.
"Nein, ich habe gehört, du hättest noch eine zweite Ältere ... " wiedersprach ich".
Peter:
"Ach ja, meine Weisse, die steht seit 5 Jahren im Keller, aber der Motor
ist kaputt, wollte ich immer
wieder mal fit machen lassen, aber bin nie zu gekommen ... willste die nich
haben, als Teilespender,
oder so Etwas für 500.- DM kannste die haben, dann brauche ich keine Miete
mehr für den Keller
zu zahlen."
Ich: "Na ich kann sie mir ja mal ansehen, wenn ich in einer Stunde mal vorbeikommen kann...!"
Meine
beiden Begleiter, Bathi und Super Andi flippten bei der verlangten geringen
Summe schon fast aus.
Auf einmal wollten sie Alle diese YAMAHA haben, aber ich hatte das ältere
Recht an ihr, das viel Ältere.
Und ihr seid dann auch wirklich gleich da hin gefahren ?
Natürlich
mit fliegenden Fahnen, das war doch "MEIN MOTORRAD, meine TÈNÈRE"
von damals.
Peter erkannte mich nicht, er schloss den Keller auf und da stand sie, meine
alte Liebe.
Sie stand warm und trocken, war nur mit Staub bedeckt, aber ansonsten sehr gut
in Schuss.
Sie hatte sogar die mitlerweile legendäre Einmann Sitzbank montiert.
Könnt
ihr euch das Gefühl vorstellen - nach über 10 Jahren, stand sie da,
die Eine wieder vor mir.
"Ok, ich nehme sie für 500.- DM, wenn hole ich sie aber heute schon
ab, nächste Woche kann ich nicht."
sprach ich, als ob ich mir von aussen zu sehen würde, denn ich war im Innern
so extrem aufgeregt...
Als
wir nach draussen gingen sagte Peter F. plötzlich: "Die wollte vor
vielen Jahren schon mal
Einer kaufen !" Ich wirbelte herum: "Ja, der Jenige war ich und wenn
ich jetzt nach Hause fahre und wir
den Pickup zum Aufladen holen und du dich dann wieder umentschieden haben solltest,
dann bekommst
du aber so richtig Dresche, für heute und besonders für damals, ja
besonders für damals - Ich glaube,
das würdest du dann wahrscheinlich nicht überleben !!!"
Er wurde ganz kleinlaut : "Nee, nee, ich kann ja ohnehin nichts mehr mit ihr anfangen..."
Meine 34 L 2016 - Die Rückbesinnung zur Ursprungsoptik ist mir heute wichtig
Hat es denn dieses Mal nun endlich geklappt mit deiner "Alten Angebeteten"?
Ja
hatte es, ich musste jedoch immer wieder Bathi zur Eile mahnen, da Peter immer
noch beim
aufladen hinter uns stand und er doch sichtlich mit sich und seiner Entscheidung
haderte.
Als wir in meiner Garage waren, meinte Andreas : "Probier doch mal, ob
sie läuft!"
Beim fünften Tritt mit dem alten Sprit im Tank,sprang sie an, die Gute.
Hörte sich zwar schlimm an,
das wustte ich ja, das ich den Motor machen musste. Der Peter war nämlich
eine Pflegesau - nichts gemacht.
Nach über 5 Jahren Standzeit, lief sie und ein Blick in ihren KFZ Brief
offenbahrte noch eine Überraschung:
Unter
dem
zweiten Briefeintrag fand ich den Namen Michael Gampfer, mein MiGa
- dies war sein erstes
Motorrad gewesen, seine erste TÉNÉRÉ, die er sich schon
gekauft hatte, bevor er überhaupt einen
Führerschein hatte, erfuhr ich später direkt von ihm - was war das
für eine besondere YAMAHA, die schon eine
solche Geschichte hatte.
Ich zerlegte sie gleich am nächsten Tag, blöderweise, ohne vorher
Bilder von der Ursprungsversion gemacht zu haben - damals hatte man eben noch
kein Smartphone
ständig am Körper, um Alles schnell mal zu fotografieren, aber im
Grunde, lebte man doch freier.
Den völlig vergilbten Vorderradfender nahm ich mit nach Hause und polierte
ihn täglch abends vor dem
Fernseher auf. Zu meiner Frau hatte ich gesagt, das ich sie langsam wieder aufbauen
würde. "Ich kenne dich,
die wird bestimmt in aller kürzester Zeit wieder fertig werden" lachte
sie und hatte natürlich Recht.
Ich kaufte neue Seitendeckel, da die alten gebrochen waren, für damals 157.- DM.
Ich
ließ den Tank neu lackieren, den Rahmen weiß Pulver beschichten,
Elektrik neu u.v.m. - sie wurde
ein echtes Prachtstück und begeisterte mich damals auch vom Fahrerischen
her völlig neu.
Sie lief viel freier, das Ansauggeräusch war wesentlich lauter, als bei
meiner 3 AJ und sie kam
mir soooo unglaublich leicht vor - eben wie ein Viertakt Crosser mit grossen
Tank und ich hielt
auch im Gelände immer gut mit z. B. mit Super Andi und seiner KTM Supercompetition
Sportenduro.
Darüber
staunte so Mancher, hatte ich doch den Zylinder direkt zu WISECO geschickt und
auf 627 ccm
aufbohren lassen - zusammen mit deren Slipper Kolben ging sie wirklich, wie
die Pest.
Das fertige Produkt, so gefiehl sie mir damals
Ein echter Wikinger auf den Weg in den höchsten Norden
Mittlerweile
hatte sie fast 320.000 km auf dem Buckel und 2017 kam der dritte Motor rein.
Es wird aber der Letzte sein, denn MiGa und haben dieses Mal den Motor auf "Unzerstörbarkeit"
gebaut, mit breitem Getriebe, extra kühlende Öleinspritzung für
den 5 ten Gang u.v.m.
Das wunderschöne Feeling auf ihr zu thronen bleibt auch nach all den Jahren
!
Sie war ein extra tolles Motorrad, MEINE 34 L.
Bei POLO im Laden wurde ich ständig gefragt, ob ich die nicht verkaufe - NIEMALS, sagte ich immer !
So
dachte ich auch immer, aber Ende 2020 habe ich es dann
doch getan, ich verkaufte meine 34 L.
Sie stand leider sehr viel rum und wurde so nicht besser. Ich fuhr mit ihr viel
zu wenig, außerdem hatte ich
eine dringend notwendiger Grund - Restaurierung bei ihr immer wieder verschoben.
Der Rahmen hätte neu
pulverbeschichtet werden müssen, dabei hätte sie in eine chemische
Entlackung gegeben werden müssen-
Der Lack am Tank hatte mehrere kleine Spannungsrisse bekommen und hätte
so auch wieder neu lackiert
werden müssen, die Elektrik und der Sitzbezug und Vieles, was ich erst
beim Auseinanderschrauben entdeckt
hätte, wären dann dringend notwendig geworden - Mein Anspruch an meine
Motorräder ist leider sehr hoch.
Bei der Komplettzerlegeng wären mir wieder viele Kleinigkeiten erst aufgefallen,
die behoben/ erneuert
werden müssen, auch ein neuer Hinterraddämpfer stand demnächst
an - das wäre wieder sehr teuer geworden.
Außerdem konnte ich mich nun schon seit 4 Jahren nicht aufraffen, sie
zu zerlegen - ich habe einfach keine Lust mehr,
die Winter in der kalten Garage zu hocken und die alten Ladys ständig mit
Macht am Leben zu erhalten.
So ist das letztendlich - Traurig, aber wahr, ich werde selber langsam alt und
eine "Alte" habe ich ja auch noch behalten - die 1VJ.
Es gab noch einen anderen Grund, einen Emotionalen, weshalb ich Sie verkaufte, auf den ich aber hier nicht eingehe.
Es
kam der Richtige, der sie zu schätzen weiß, der genau wußte,
was sie mir bedeutete, er wird sie weiter gut pflegen,
da bin ich mir sicher. 25 Jahre hatte ich meine 34 L und sie hat mich nie im
Stich gelassen - die beste TÉNÉRÉ die es je gab.
Momentan im Januar 2021 tut es noch sehr weh, aber die Gewissheit Sie dem Richtigen abgegeben zu haben, tröstet doch.
Du
besitzt aber nun noch eine blaue 86 er 1VJ, die mittlerweile sehr populär
ist.
Wie kam es denn nun dazu ?
Ende
2000 hatte ich das Glück etwas Geld, überaschend, von meinem schon
bereits 1971
verstorbenen Opa, ausgezahlt zu bekommen. Ich zahlte die Restschulden von meiner
Selbständigkeit
davon ab, war so wieder im Reinen und machte mit meiner Frau und den Kindern
endlich den
versprochenen Tripp nach Disneyland. Meine Frau fragte mich dann irgendwann
: "Und willst du dir nicht
noch irgend einen Wunsch erfüllen?" Ich: "Ja, ich kaufe mich
nochmal eine TÉNÉRÉ, eine 1VJ, wie damals,
die ich nicht lange haben dürfte- aber blau muss sie dieses Mal sein und
wird genau so aussehen,
wie die YAMAHA Werksrenner von 1985", dem Jahr, was meinen Flitz losgetreten
hatte.
"Noch
eine TÉNÉRÉ, du hast doch schon zwei", lachte sie.
Aber sie versteht mich einfach immer, eine tolle Frau, meine Gaby!
Also
suchte ich in allen möglichen Zeitungen nach angebotenen 1VJ Modellen -
aber da wurde nur reiner
Kernschrott angeboten, die Basis sollte schon stimmen. Aber schließlich
fand ich im TÉNÉRÉ Forum eine
Anzeige, die mich echt begeisterte: Eine blaue 1VJ völlig neu aufgebaut
mit Austauschmotor aus einer
XT 600 E letzterer Generation und gerade mal 7.000 km Laufleistung, einem funkelnagelneuen
Tank
und gepulvertem Rahmen. Nur eins machte mir Sorgen: Die Anzeige war ein dreiviertel
Jahr alt, ziemlich
unwahrscheinlich, das das Motorrad noch zu haben war. Ich nahm mir ein Herz
und rief, obwohl es schon
fast 21.30 Uhr war unter der angegebenen Nummer mal an. Eine nette Frauenstimme
war am andere Ende.
Ich
gab ihr den Grund meines Anrufs an und fragte, ob die TÉNÉRÉ
ja vielleicht doch noch da war...'
"Jaaa, die ist leider immer noch da, weil mein Mann sie im Grunde nicht
hergeben möchte, aber wir
erwarten Nachwuchs, 3 Motorräder sind einfach zu viel und das Ding muss
jetzt mal weg, aber ich gebe
ihnen den Herrn mal selbst" zeterte es aus dem Hörer nicht mehr so
nett, wie vorher.
Der
Mann war von dem Grund meines Anrufes nich sehr begeistert, das merkte ich deutlich:
" Ich gebe sie Keinem, der keine Ahnung hat, sie muss in gute Hände
kommen, sonst behalte ich sie
und habe hier lieber Dauerstress" brüllte er regelrecht in den Hörer
- ihm ging die Sache wirklich nahe.
Ich
klärte ihn auf, das ich bereits 2 TÉNÉRÉ s besaß
und durchaus "Keine, KEINE AHNUNG" davon hatte.
Da wurde er handzahm, erzählte mir, das er das Moped komplett neu aufgebaut
hatte und unter
Anderem den riesigen Plastiktank mit samt dem grossen Heckteil runter geschmissen
und verkauft hatte ...
Den MOTO Forms Haupttank und den noch selteren Hecktank ... !!!
Ich
erbat sofort auch die Nummer des Gebrauchtteile Futzies, aber die Tanks waren
bereits wieder verkauft.
Wen wunderts ???
Das
Einzige, was mir nicht gefiehl, war der XT 600 E Motor - der war zwar fast neu,
aber besaß nicht
die Option, ihn noch zusätzlich mit einem Kickstarter nachzurüsten,
was ja wohl zu einem Dakar
Motorrad aus dem Hause Sonauto aus Mitte der Achziger Jahre unbedingt dazu gehört.
Dieses Foto schickte mir damals der Verkäufer, danach war die Sache klar: Her damit !!!
Er
schickte mir Bilder der 1 VJ und sie war, bis auf den Zubehör Kotflügel
vorne ein echt schönes Stück.
Die Sache war geritzt, jetzt musste ich im tiefsten Winter nur noch meinen Bathi
dazu bekommen, das er
mit mir da mal kurz nach Hagen im Taunus fährt, um die Schöne abzuholen.
Ich wand eine List an und
erzählte ihm von meinem Wunsch und das ja zufällig auch genau das
TÉNÉRÉ Wintertreffen am nächsten
Wochenende nicht sooooo weit weg von der Abholadresse statt finden würde,
wenn wir am Samstag
fahren würden. " Was, nee - da fahren wir schon am Freitag und nehmen
das ganze Treffen mit"
überaschte er mich doch ziemlich mit seinem verlockendem Statement - ich
freute mich natürlich sehr.
Mein Bathi, ein ganz lieber und besonderer Freund, ein TÉNÉRist
der ersten Stunde, auf den ich mich
auch in jeder Situation voll verlassen kann - die Jungs & Mädels bei
den Treffen witzeln ja immer über uns,
"Das alte Ehepaar", ich kann nicht mehr wirklich sagen, wie viele
tausend Kilometern wir zusammen
abgespult haben. Heutezutage wird ja alles über die Helm Kumunikationsgeräte
mit bis zu 12 Leuten
geregelt, die sich da Vollquatschen - Bathi und ich wir sehen es schon an den
Blicken, was der andere will.
Für die heutigen "Motorradfahrer" wahrscheinlich unvorstellbar
- Aber wir sind ja auch TÉNÉristen...
Das ist eben doch etwas völlig Anderes.
Seit nun mehr 21 Jahren immer zusammen auf Tour, der Bathi und ich
Die Schöne 1VJ mit A. BATH - TRANSPORTE ALLER ART abgeholt im Taunus
So, sieht ein Pickup erstmal richtig kernig aus ... !
Kaum
war die schöne Blaue, nachdem sie auch auf dem Treffen für super befunden
wurde, bei mir
in der Garage, so begann die Metamorphose zur SONAUTO Replique. Ich konnte den
Motoforms
Haupttank noch bei Götz bestellen und der leider mitlerweile nur noch selten
presenten Svennie, brachte mir
den von ihm damals organisierten Hecktank auf seiner RD 80 LC mit zum Berlin
Treffen, das wir nun
schon zum dritten Mal organisiert und realisiert hatten - DAS WAR ECHT TOLL
VON IHM.
Ich baute also langsam genau die Teile wieder an, die der Vorbesitzer aussortiert und verkauft hatte.
Nach der ersten Überarbeitung, sah die Schöne schon ganz schick aus
In
den Jahren musste die Gute so manche Weiterentwicklung mitmachen, aber so, wie
sie jetzt seit
2017 ist, finde ich sie einfach am schönsten - Kleinigkeiten macht man
immer mal wieder, aber
wenn ich sie bei Polo so vor meinem Techniktresen stehen hattee, war ich nicht
nur in bester Gesellschaft,
nein, ich war immer wieder völlig begeistert und neu verliebt, genau wie
die Kunden, die staunend davor standen,
wie geil und wunderschön sie doch ist - Den Motor haben wir in MiGas Edelwerkstatt
natürlich
auch vor einigen Jahren zerlegt und von Grund auf neu wieder hergerichtet (Motor
Reperatur 1VJ) .
Auch meine 1VJ hat mitlerweile über 250.000 km runtergespult - heute hat
sie einen reinen Kicker Motor.
Es
kam mal vor einigen Jahren ein echter Snob mit weissem Anzug und gleichfabigem
FERRARI
mit einem jungen Mann zu mir hinten an den Tresen bei POLO und offerierte mir,
das er seinem Sohn
einen Traum erfüllen wollte. Ich dachte nun eine Auspuffanlage, oder ein
komplettes Fahrwerk, nein
die blaue YAMAHA, die vorne steht. "Die ist nicht zu verkaufen" sagte
ich ihm. "Es ist Alles zu verkaufen,
erwiederte er mir arrogant. "Sehen sie, heute lernen sie mal etwas Neues
!" antworte ich ganz cool.
Man kann eben nicht alles kaufen, in den TÉNÉRÉs steckt mein halbes Leben und das ist bis jetzt unverkäuflich !
Man
hatte mir auch mal von YAMAHA MOTOR FRANCE aus, die Chuck
Stearns TÉNÉRÉ der Dakar von 1985
- meinem Spezialjahr mal exclusiv angeboten, extra für mich, das brachte
mich ganz schön ins Schwimmen.
Ich überlegte tagelang, aber ich hätte 2 von meinen Schätzchen
dafür verkaufen müssen und das konnte
ich auf keinen Fall. So geil ich auch auf "Das Original" war, ich
hatte sie weder so gebaut, noch mit ihr
etwas erlebt. Meine TÉNÉRÉs habe ich selbst so gebaut,
wie ich sie haben wollte und natürlich in den
vielen Jahren eine extrem starke Bindung aufgebaut, auf Reisen und Abenteuern
- Das sind eben Meine.
Der Henning W. hat sie dann später bei sich aufgenommen, die Stearns TÉNÉRÉ, da ist sie genau richtig.
Meine
1 VJ Anfang 2017 in ihrem "Laufställchen" tagsüber bei POLO
- jetzt steht sie aber wieder genau
dierekt vor meinem Tresen, da habe ich sie noch besser im Auge, gegen "Grabscher"
und "Aufspringer"
.... und was wurde aus deiner alten Liebe, deiner 3 AJ
Beim
Treffen 1999 in Hauenstein brach mir im Anschluss der Ausfahrt die Kolbenstange
des Federbeins.
Mitten
zwischen den Zelten saß ich auf einmal direkt auf dem Hinterrad, das war
bestimmt ein lustiger
Anblick, aber ich musste ja auch wieder irgendwie nach Hause kommen. Ein Glück
besorgte einer der
Jungs von zuhause noch ein Ersatz Federbein, "Der beste Federbeinlieferant
aller Zeiten" und so konnte ich
immerhin den Ersatzdämpfer vor Ort einbauen und wenigstens wieder auf eigener
Achse zurück fahren.
Da hatte ich plötzlich einen tiefer gelegten Chopper ... !
Beim
Zerlegen vor Ort vor fachkundigem Publikum, offenbahrte sie jedoch der Grund
der Haverie.
Der Rahmen war an der Verbindung zwischen Hauptrohr und Heckausleger rechts
durchgebrochen.
Das war ansich das Ende meiner 3AJ, doch der Zufall wollte es dann doch noch
anders.
Der
Nachbar meiner Tochter in Stahnsdorf hatte eine weisse 88 er 3AJ im Vorgarten
zu stehen,
sie sah aus, wie neu und war es mit einem Tachostand von 6.900 km auch so gut
wie.
Ich
konnte ihn nach schweren Verhandlungen doch endlich dazu bewegen, sie mir zu
verkaufen.
So fanden sich Beide, Tage später in meiner "Frankensteinwerkstatt"
wieder, wo ich aus meiner alten
kaputten 3 AJ Teile ausbaute und in die Neuerworbene einbaute und so für
Fortbestand sorgte.
Im
Nachhinein war es aber ein Fehler, denn ich stand nicht mehr so hinter der 3
AJ, die älteren Modelle
begeisterten mich mehr und ich hatte zu dieser neuen 2. Version meiner 3AJ nie
die richtige Beziehung.
Als es mir finanziell nicht so gut ging, bat mich meine Frau doch bitte eine
TÉNÉRÉ mal zu verkaufen.
Erst
meldete ich sie ab und wollte prüfen, ob sie mir fehlte - das tat sie nicht
- die 34 L und die 1VJ
waren für mich die besseren und charakterstärkeren Modelle, die mich
mehr begeisterten.
Also
habe ich sie verkauft, leider an den Falschen, aber das kann man vorher nie
wissen.
Er kam mit ihr leider nicht klar und zerlegte sie schließlich - es tat
schon etwas weh, meine
Verkleidungs und Anbauteile da bei EBAY Kleinanzeigen zu finden - eigentlich
mehr, als ich zugeben wollte.
Bei Ebay Kleinanzeigen fand ich das übrig gebliebene Kleid meiner 3 AJ.
Das ist dann wohl noch Alles, was von meiner 3 AJ letztendlich übrigblieb
- Schade !!!
Aber
ich hatte sie ja verkauft und im Grunde ging es mich nichts mehr an, was mit
ihr passiert.
.... im Grunde .... !!!!!!
Meine beiden Töchter, werfen mir das heute noch vor, das ich ja die schöne
Dicke verkauft habe.
So
beendete ich nach 19 Jahren das Kapitel 3AJ. Heute würde mich das Modell
auch nicht
mehr interessieren, nicht, weil sie keine gute TÉNÉRÉ war,
sondern, weil ich mehr auf die
beiden anderen älteren TÉNÉRÉ Modelle stehe, ohne
voluminöse Plastikverkleidung und so weiter.
Trotzdem, missen will ich die schöne Zeit mit ihr natürlich nicht.
War ich damals stolz, meine beiden Schätzchen
Deine Frau fährt auch Motorrad, schon als ihr euch kennen gelernt habt?
Nein,
zuerst war sie schwanger mit unser Sara und kurz danach, als wir mal einen Babysitter
hatten,
machten wir zu zweit eine schöne Tour auf der 3AJ, wonach sie mir dann
mitteilte, sie wolle
auch einen Motorrad Führerschein machen - den PKW Schein, hatte sie schon.
Ich lachte, denn alle
meine bisherigen Freundinnen hatten das schon gesagt - aber keine davon hat
ihn bis heute je gemacht.
Gaby
war da anders, ich war im Grunde dagegen, denn ich hatte auch schon einige der
übelsten Schatten-
seiten des Motorradfahrens miterleben müssen, es ist und bleibt unumstritten
gefährlich - heute noch mehr,
mit den ganzen Handyjunkies, die ja mehr im besseren Fall mit Telefonieren,
im schlechteren Fall mit
Schreiben, an die Cumunity, beschäftig sind, wie ihr morgendlicher Stuhlgang
war. Ich sehe es jeden Tag
von oben, aus dem Sattel der TÉNÉRÉ runter in die PKW.
Jeder Dritte spielt mit seinem Handy rum.
Auch LKW und sogar Busfahrer der öffenlichen Linien brauchen beim Abbiegen
5 Spuren zum Rangieren,
da ja in einer Hand das Smartphone gehalten und beschwafelt werden will, da
bleibt dann nur eine Hand.
Gaby
wollte unbedingt und so bezahlte ich einfach mal bei meinem Bekannten Charlie,
wo auch Horst
seinen Schein gemacht hatte, den Grundbetrag mit Theorie incl. Vorstellung zur
Prüfung und schenkte
das meiner Frau zum Geburtstag. Als ob ich eine Lawine losgetreten hätte,
büffelte sie Theorie, sogar
am Strand in Italien und bestand die theoretische Prüfung auf Anhieb mit
null Fehlern - ich war baff.
Sie
hatte schon so manche Fahrstunde hinter sich, als ich einfach mal zu Charlie
fuhr und ihn fragte,
wie sie sich denn machen würde. " Die fährt richtig gut, hat
keine Angst und auch die Übungen macht
sie super - die beste Frau, die ich seit langem hatte. Komm doch mal einfach
zum Übungsplatz vor dem
Olympiastadion und sieh es dir an" sagte er. Das tat ich, natürlich
heimlich, denn sie hatte mich vorher
schon mal gewarnt, da bloß nicht aufzukreuzen. Ich konnte also selber
sehen, wie gut sie wirklich fuhr.
Irgendwann
rief mich Charlie dann an und sagte mir, das wir am Sonntag die 5 Std Belastungsfahrt
machen würden und ob ich nicht mitkommen wolle. Ich wollte - Charlie war
scheinbar angepiekst, beim
Anblick meine TÉNÉRÉ und holte für sich selbst seinene
BMW R 100 Paris - Dakar aus dem Schuppen,
Gaby fuhr so einen kleinen Kawasaki Chopper, mit 27 PS - damals war das noch
so beim Stufenfüherschein.
Wir fuhren wirklich sehr tolle Strecken auf der Landstrasse, bis Charlie auf
einmal übermütig immer wieder
auf die kleinsten Feldwege abbog - wir hatten unseren Spaß, aber Gaby...
"Die kann das, keine Sorge"
beruhigte er mich, ich hatte aber ein schlechtes Gewissen, doch wenn ich in
den Spiegel sah, blieb sie trotzdem
immer wacker hinten mit etwas Entfernung dran. Mit dem kleinen Chopper über
sandige Feldwege und Geröll.
Wenn Die so toll fährt, dann bekommt sie von mir auch ein Motorrad geschenkt,
dachte ich sofort.
Natürlich eine Enduro und natürlich von YAMAHA, was sonst - Also eine
XT !
Gaby und ihre XT 350 Spezial
Und was für ein Motorrad hast du dann für sie organisiert ?
Wie
das ja oft mit Frauen so ist, sind sie nicht soooo sonderlich groß, es
war also schwierig für meine
Kleene eine passende Enduro, im besten Fall eine XT zu bekommen. Die XT 350
war die beste Alternative.
Sie war aber schwer zu bekommen damals in Berlin, aber ich hatte eine schöne
weiß/ rote 350 er aufgetan
und auch schon angezahlt, da sagte sie mir, so nebenbei, das ihr Motorrad auf
jeden Fall schwarz sein
wird ..... . Ach herrje, also die weisse XT wieder abgesagt und Geld abgeholt
- ein Glück war der Typ nett.
Eine
schwarze 350 er - das war nun wirklich schwierig. Auf unserer Baustelle entdeckte
ich eine zwei
Wochen alte "Zweite Hand" die Flohmarktzeitung damals in Berlin, darin
hatte jemand eine schwarz/ gelbe
XT 350 mit 14.000 km angeboten - ich rief sofort an: " Ja, aber wir fahren
morgen in den Urlaub" sagte
die Stimme. Wir einigten uns, das ich sie mir sofort nach Feierabend angucken
kommen würde und sie
dann am nächsten Tag morgens abholen würde. Die Schwarze war wunderschön,
super gepflegt, kein
vergleich zu der Weissen, die ich vorher auf jeden Fall noch hätte aufhübschen
müssen - aber das
war ja auch so geplant gewesen, Gaby hatte ja ihre praktische Prüfung erst
noch vor sich.
Die
Schwarze konnte und wollte ich ihr einfach nicht verheimlichen. Wir versteckten
morgens meine 3 AJ,
denn sonst wäre meiner Lady das ja aufgefallen und fuhren zu zweit auf
Horst´s TÉNÉRÉ die 350 er abholen.
Es
war ein Kampf, jeder von uns wollte die Kleine fahren, denn die XT 350 ist sehr
quwirlig und leicht.
Sie machte riesig Spaß. Damit Gaby nicht gleich etwas merkt, schoben wir
die Motorräder von hinten durch den Park
in unsere Strasse, ich schmückte sie und war sooo aufgeregt, als ich unten
an der Klingel drückte.
"Komm bloß mal runter, das musst du sehen, die haben meine ganze TÉNÉRÉ mit Gaffity besprüht" log ich.
Barfuß
in Espandrillos flog sie die Treppen runter, rannte zum Parkplatz ... und da
stand sie, ihre XT 350 !!!
Ich bekomme jetzt noch Gänsehaut, was das für ein Gefühl war
- unbeschreiblich, wie sie da so fassungslos
stand und mir, mit Tränen in den Augen, um den Hals fiehl - DAS WAR ECHT
IRRE, eine der besten Sachen,
die ich je gemacht habe. Und dann kam sie zu meinem Schreck auch bei der 350
er nicht richtig mit beiden
Beinen auf den Boden. Aber ich schob etwas die Gabel durch und ließ die
Sitzbank abpolstern, dann passte sie.
So stand sie damals auf dem Parkplatz und wartete auf Gaby
Das war ja so irre, was für eine tolle Aktion, das war !
Natürlich
wurde sie dann irgendwann schwarz/ violett, in ihren Lieblingsfarben, bekam
einen grossen Tank,
einen Sebering Endtopf und einen extra angefertigten Edelstahlkrümmer von
Leiro - sie war bildschön.
Auch auf Reisen machte die "Kleine" mit der "Kleinen" immer eine gute Figur
Gaby
flitzte mit ihrer XT 350 durch die Gegend und perfektionierte auch bald das
leidige Antreten der Kleinen.
Sie kam mit zu vielen Treffen, wir verreisten mit Ihr, auch nach Skandinavien,
sie fuhr offroad in Schweden
und liebte ihre Kleine sehr. Sara saß bei mir hinten auf einem, damals
noch völlig neuem Kindersitz drauf
und wir machten viele tolle Touren und Urlaube, als Motorradfamilie, wie sie
uns immer nannten.
Sara auf ihrem Lieblingsplatz mit Kindersitz hinten drauf bei Papa
Über
44.000 km hatten wir die wackere kleine XT 350 Gaby Spezial, sie hatte, bis
auf einen
defekten Ansaugstutzen nie irgend welche Weh Wehchen, bis sie bedingt durch
die fehlende Power bei
längeren Reisen mit Gepäck einer XT 600 E weichen musste. Ich gab
sie nur sehr schweren Herzens ab.
Gabys erstes eigenes Motorrad, ihre XT 350 Bj 1988 ...
... und später mit ihrer XT 600 E 3TB, die sie bis 2014 fuhr
Heute
fährt Gaby eine YAMAHA MT 07, in die sie sich beim ersten Anblick sofort
verliebte, zuerst war
ich schon sehr erstaunt, das jetzt auf einmal die auch speziell umgebaute Gaby
3TB weg musste und sie
den neuen Zweizylinder wollte, der ja auch noch zu der Zeit und in ihrer fokussierten
Farbe ausverkauft war.
Aber ich klemmte mich bei POLO an den Rechner und konnte schließlich eine
anthrazit farbende MT 07
auftun und sie mit Bathi (BATH TRANSPORTE ALLER ART) wieder mal auf einen Sonntag
beim Händler abholen.
Sie
fährt noch mehr Motorrad, als vorher und hat richtig Spaß mit ihrem
"Raketenfahrzeug", wie ich immer
sage. Oft holt sie mich auch abends mit der MT bei Polo von der Arbeit ab, das
hatte sie mit der 3TB nie
getan. Ich bin also sehr happy, das sie so einen Spaß mit dem Ding hat,
obwohl es ja nun keine XT ist.
Gaby mit ihrem neuen "Raketenfahrzeug"
Gaby fährt seit Oktober 2022 nun die neue MT 07 und ist total happy mit ihrer "Neuen"
Gaby bei der Abholung ihrer zweiten MT 07
Wie bist du zu den "TÉNÉRÉ Treffen gekommen, die du ja auch noch heute besuchst?
Es
gab in Berlin Reinickendorf einen kleinen, aber feinen Motorradladen, der zwar
nicht Alles hatte,
aber sehr engagiert Vieles schnell besorgen konnte, wie z.B. meinen grossen
Tank von MOTO FORMS.
Hier
trafen Horst und ich eines frühen Abends den Andreas Bath, ich hatte seine
1VJ schon oft auf
der Mahn und Gedenkfahrt gesehen, wo er im Kreise von mehreren wunderschönen
TÉNÉRÉs immer für
viele Hingucker sorgte, unter ihnen war auch MiGa und Olaf, die mit ihren Edelteilen
gerne öffentlich glänzten.
Diese
Truppe war immer zu den TÉNÉRÉ Treffen gefahren, hatte
sich nun aber aus verschiedenen Gründen
etwas zerfasert bzw aufgelöst - Andreas suchte neue Mitfahrer und Horst
und ich waren gleich total begeistert.
Horst
und ich hatten in unserer eigenen Firma sehr viel gearbeitet, fast 1,5 Jahre
ohne Pause,
die wir jetzt aber auch dringend mal brauchten und ein Paar Tage hatten wir
Luft - Da fahren wir mit !
1996 auf dem Weg zu unserem ersten TÉNÉRÉ Treffen
Und
was war das für ein irrer Moment, als wir nachts auf der Wiese standen
und die Menge der
"Dicken Kühe" um uns herum stehen sahen- hatte ich vorher mal
Eine hier und Eine da gesehen,
so waren hier jetzt unzählige Exemplare in verschiedensten Ausführungen
um uns herum.
Ich
kam mir damals vor, wie im gelobten Land, noch dazu gewann ich dann noch den
Preis für
"Die schönste TÉNÉRÉ" gleich beim ersten
Mal, was viele Berliner schon seit Jahren probiert hatten.
Auf der heiligen Wiese: Horst´s und meine 3AJ
Auch noch heute sind es für mich immer die schönsten Tage im Jahr,
wenn wir in einer tollen Truppe,
mit Bathi, Ille, Norbert, Uwe, Marcel, Thorsten, Fischie, Thommi und manchen
anderen lieben Mitstreiter
zu unseren geliebten Treffen unterwegs sind - die Freundschaft und Leidenschaft,
die wir seit mitlerweile
22 Jahren teilen verbindet uns und hat mir so schöne Erlebnisse geschenkt,
die ich nicht missen möchte.
Es
ist eine ganz kleine Gruppe, von Menschen, in deren Brust, der gleiche Rythmus
schlägt, diese TÉNÉristen.
Nette, liebe und hilfsbereite Spinner, die eben nicht so sind, wie die Masse
der dummen Oberflächlichen.
Viele treffe ich nun schon seit Jahrzehnten, wie Detlef, Thönnie, Mario u.v.m. - sie gehören zu meiner Familie.
Ja,
das hört sich geschwollen an, aber gerade in letzter Zeit, wo gesundheitlich,
als auch altersbedingt
immer mehr alte Weggefährten "aufhören", vermisse ich deren
Gesellschaft schon sehr deutlich - Ich hoffe, ich kann,
auch wenn ich selber mitlerweile nicht mehr so richtig fit bin, noch zu einigen
schönen Treffen fahren.
Was
heisst das: "Nicht mehr richtig fit" ?
Ich
habe nun schon seit 1991 Diabetes Typ 1 und bin damit auch immer gut klar gekommen,
ich bin kein
"Jammerbruder", der sich da völlig rein steigert und sich nur
mit diesem Mist beschäftigt - ich hasse Ärzte!
Ich habe mein Leben immer gelebt, wie ich es wollte und bin da auch nur wenige
Kompromisse eingegangen,
ob es wundeschöne, tolle Reisen auf der TÉNÉRÉ waren,
oder geile Offroad Abenteuer in jeglicher Form.
Vieles
davon hätte ich laut der Ärzte nicht machen dürfen - drauf gesch...
habe ich immer gesagt!
Laut deren Vorraussage, habe ich heute 2017 mein Verfallsdatum bisher um genau
10 Jahre überschritten.
Aber in letztere Zeit ist der körperliche Verfall bedingt durch die Langzeitschäden
doch sehr drastisch zu
spüren und zu sehen, ich, der ja gerne über so Etwas drüber weg
geht, muss es mir in diesem Moment
doch selber eingestehen, das nicht jede Prophetzeiung der Herrn in den weissen
Kitteln, übertieben war.
Gerade bei sehr langen Fahrten, habe ich doch auch schon einige Probleme.
Ich
will hier nicht auf Einzelheiten eingehen, denn ich bin ja eben kein "Jammerbruder"
und bereue NICHTS !
Ich werde meinen eingeschlagenen Kurs weiter verfolgen, bis es eben nicht mehr
geht.
Das Schlimmste für mich wäre, wenn ich irgendwann nicht mehr Motorrad fahren könnte.
Aber Schluss damit, noch geht es ja - Themenwechsel !!!
Dein
Job bei POLO war dir ja irgendwie auf den Leib geschneidert.
Wie bist du dazu gekommen und was macht dir da Spaß ?
Ein
alter Freund Frank K. hatte mich schon vorher öfters gefragt, ob ich nicht
zu POLO kommen würde,
ich hätte doch so viel Erfahrung, technische Routine im Schrauben und wäre
bekannt in der Motorradszene.
2011
überwarf ich mich mit meinem damaligen Chef und ging spontan mal auf den
Samstag beim POLO Shop
in Reinickendorf Probe arbeiten, wo mein Freund stellvertretener Filialleiter
war. Sie wollten mich sofort
und so fing ich im Juli 2011 im Technikbereich an. Bernard V. vom YAMAHA Zentrum
Berlin hatte mich gewarnt,
das 95 % der Biker einen gehörigen Dachschaden haben, aber das wollte ich
damals natürlich nicht glauben -
heute kann ich das unterschreiben und habe mitlerweile auch ein anders Bild
von Motorradfahrern.
Natürlich
macht es mir Spaß interessierten netten Kunden mit meiner nun (2017) 32
jährigen Motorrad Erfahrung
zu helfen (OHHH GOTT BIN ICH ALT !!), oder zu beraten. Da bin ich doch irgendwie
zu Hause in der Technik.
Ansich gibt es ja wenig technische Probleme und Finessen, die mir in irgend
einer Form noch nicht schon
begegnet sind. Schon so manchen Mopedfahrer konnte ich helfen, sie sogar auf
dem Parkplatz zu reparieren.
Neulich
half ich zum Beispiel einem Durchreisenden, seine Elektrik wieder in den Griff
zu bekommen.
Er hatte das POLO Schild gesehen und war Hilfe suchend kurzerhand bei uns ran
gefahren - Nichts ging mehr.
Ich fand nach Demontage der Sitzbank das durchgescheuerte Kabel am Batteriekasten
und verlegte ein Neues.
Beim Abschied, als er gerade vom Hof fahren wollte, hielt er noch mal kurz und
sagte zu mir:
"Ingo, du kommst auf jeden Fall in den Bikerhimmel".
Das fand ich echt klasse und will ich ja wohl auch hoffen !
Konntest du dort auch deinen TÉNÉRÉ Wahn ausleben ?
Ich
hatte das Glück, das ich da von der Leitung her, sehr viel Unterstützung
erfahren habe und man so manches
Auge zudrückt wurde, so stehen meine Schätzchen genau vor meinem Technik
Tresen, eben die, mit der ich kam.
Morgens mit ihnen rein gefahren und zum Feierabend dann wieder rausschieben,
die Guten - einfach Spitze.
Der
interessierte Besucher hat schon nach kurzer Betrachtung gewusst, wer da arbeitet,
in diesem Shop.
Mein Chef, nannte die Bilderwand immer gerne meinen "Altar" und auf
dem Bildschirm direkt hinter mir
liefen entweder alte Dakar Filme, oder den ganzen Tag eben TÉNÉRÉ
Bilder im Hintergrund.
Dafür an dieser Stelle auch hier noch mal mal ein ganz grosses Dankeschön
an meinen tollen Regionalleiter
Alexander Rose und meinen coolen Filialleiter Jens Schröder, das sie das
auch Alles so mitgemacht haben.
Die Kunden und Besucher waren auf jeden Fall immer schwer begeistert - das kam gut an.
So sah das täglich bei mir an der Arbeitsstelle aus. Ich war in bester Gesellschaft
Deine Motorräder standen im Laden bei POLO ?
Dafür
war mein damaliger Regionalleiter verantwortlich, als ich meine Blaue bei Starkregen
mal kurz in
den Vorraum stellte, wegen der Alcantara Sitzbank, blieben haufenweise Kunden
davor stehen. Als dies
mein Regionalleiter Herr I. sah, sagte er kurz und bestimmend : "Herr Löchert,
sie schieben ihre Prachtstücke
bitte jeden Tag in den Laden, als Eyecatcher", was ich natürlich gerne
tat. Aber die Leute sind so frech,
das sie, obwohl ein Schild: "BITTE NICHT ANFASSEN, ODER AUFSITZEN - PRIVATEIGENTUM
!"
auf der Sitzbank liegt, scheinen die Menschen heute einfach nicht mehr lesen
zu können, oder zu wollen.
Sie nahmen dreist das Schild von der Sitzbank runter und versuchten sich auf
meine Babys zu
schwingen bzw hatten mir auch schon bei meiner 660 er die fest montierte Makrolon
Schutzscheibe
vor dem Scheinwerfer bei laufendem Betrieb abgebaut und geklaut. Seit dem standen
sie bei mir hinten.
Man kann, glaube ich doch deutlich sehen, das ich hier arbeite ...
Aber
auch da schreckte der POLO Tourist nicht davor zurück, Hand an meine Ladys
zu legen. Vor einiger
Zeit, war ich in der Spätschicht gerade angekommen, wollte aber meinem
Kollegen noch in voller Montur
helfen den Kundenanstrom zu bändigen, als ich beim Zündkerzen raussuchen
dauernd das "Schnatzen"
meines Gasgriffes hörte, rief ich den Typen an: "Hey, kannst du nicht
lesen, das ist meine, Finger weg"
Er darauf: "Na klar, die steht doch hier nur rum, man sieht doch an den
Reifen, das die nicht gefahren wird"
Ich: "Na, dann fass doch mal an den Motor" mein Kollege David bekam
sich schon fast nicht mehr ein.
Da legte der kleine Klugscheisser seinen Handrücken genau gegen meinen
DEVIL Edelstahl Leistungs -
Krümmer .... ACH WAR DAS EIN FEST, von den Verbrennungen hatte er bestimmt
noch lange etwas.
Wie sagt man: "Wer nicht hören will, muss fühlen", denn
der Krümmer war noch richtig heiß !!!
Aber
bei den normalen Menschen und Kunden kamen meine TÉNÉRÉs
immer sehr gut an, das machte
natürlich dann sehr viel Spaß und brachte nette Konversationen. Mitlerweile
kamen die Leute von
weiter her, weil sie extra zu mir wollen, oder, wie bereits öfter vorgekommen,
weil sie mich mal
kennen lernen wollten. Aus England, Tschechen, Italien und vor zwei Jahren kam
ein Profi
Golfspieler aus Kapstadt, der auf einem Zettel die Sehenswürdigkeiten von
Berlin vorgemerkt hatte,
wo er auf jeden Fall während seines Besuches hin müsse. Da stand an
dritter Stelle "INGO POLO TÉNÉRÉ".
Er
war ein super netter Kerl, der mich dann auch noch ein zweites Mal besuchte.
Tja,
ich hatte mich da, um es mal kurz zu sagen schon ganz schön breit gemacht
und jeder Endurist, oder
auch TÉNÉRist weiß nach kurzem Aufenthalt, wo er da hin
gekommen ist- im Schaufenster stand ja auch eine XT.
Ich war 11 Jahre bei POLO Berlin in der Holzhauser Strasse beschäftigt und dort meistens sehr glücklich.
Heute wieder mal die 660ér - Abwechslung muß schon sein
Sind denn die Motorradfahrer heute anders, als damals in den Achtzigern?
Auf
jeden Fall, die meisten Kunden wissen ja heute nicht mal mehr genau, was sie
für ein Modell fahren.
Neulich Er: "Einen Ölfilter für die KAWASAKI bitte". Ich:
"Ja für welches Modell denn" Er : "Für meine
Kawa" Ich: Tja da bräuchte ich schon etwas mehr Information, es gibt
Unmengen von KAWASAKI
Modellen, wieviel Kubik, die Typbezeichnung wäre auch nützlich und
welches Baujahr ?" Er: "
Ach, sie wollen mir also gar nichts verkaufen ?" Ich beschwichtigend: "Das
wäre das gleiche, wenn
sie zu VW gehen und einen Ölfilter wollten, da fragt man sie auch nach
Baujahr und Typ und sie
würden dann im Gegenzug antworten: "Ja der ist tiefergelegt und schwarz",
hoffte ich auf Verständnis.
Aber weit gefehlt, denn dann kam die geilste Antwort überhaupt: "Ja,
die ist grün !" Da war ich fertig !!!
Die
Leute heute kennen ihre Kisten auch gar nicht mehr, schrauben auch nicht mehr,
sondern lassen
Schrauben. Gerade bei italienischen Mopeds, sind öfters unterschiedliche
Bremssättel verbaut, aber
die Vorlage beim Kunden zur optischen Identifikation kann man sich im Grunde
sparen "Keine Ahnung"!
Wenn
sie schon auf LED Blinker wechseln und das dritte mal anrufen, warum da nichts
geht - "Habe ich
doch über euch im Internet bestellt und jetzt gehen die so schnell !",
sind sie schon die Helden der Saison.
Und
wenn einer mal schraubt, dann kann es verheerend enden, wie der Typ, der mir
seine erst vor 2 Tagen
erworbene Kupplung auf den Tisch knallte und meckerte: " Kein Druckpunkt,
die müssen falsch sein".
Ich nach kurzer Sichtung: "Und die hast du so eingebaut ?" "Ja,
natürlich", erwiederte er stolz.
"Und wo hast du denen Metall Stahlscheiben gelassen, die jeweils dazwischen
gehören?" Er ganz blaß:
"Die alte Scheisse habe ich komplett weggeschmissen !" - Na herzlichen
Glückwunsch !!!!
Ich
komme mir heute oft igendwie, wie ein Dinosaurier vor, für den eben nicht
das Wichtigste ist,
wo und wie sein Handy nun am Motorrad bestens untergebracht ist, um es Gassi
zu fahren.
Jeder
3 te Kunde fragt mitlerweile nach einer Handyhalterung und nur in den seltensten
Fällen,
um es dann auch wirklich als Navigationshilfe zu nutzen - "Man muss es
sehen können" - NATÜRLICH !
Du
bist ja ein bekennender und bekannter BMW und besonders GS 1200 er Hasser.
Warum ist das so, das muß doch einen Grund haben, denn die Bayern waren
ja
auch mal mit ihren Enduros sehr erfolgreich bei der Rallye Paris - Dakar ?
Die alten Boxer Enduros und besonders die Paris - Dakar Modelle hatten ja auch noch echt Etwas.
In
erster Linie finde ich, das BMW bestimmt sehr innovativ ist und ständig
neue Entwicklungen
auf den Markt bringt, dabei ist es natürlich reine Ansichtssache, ob man
Alle so schön findet.
Aber diese Neuentwicklungen, bei denen die praktische Erprobungszeit mitlerweile
um die Hälfte
gekürzt wurden, stecken voller Mängel, ob es nun elektronischer oder
mechanischer Art ist.
Der
Kunde ist, übertriebener Weise, der Crash Test Dummie und bekommt zuerst
immer: "Das hatten
wir ja noch nie" zu hören, was sich aber spätestens nach der
nächsten Rückrufaktion als Lüge offenbart.
Es
gibt kaum einen Hesteller, der so viele Mängelrückrufe hat, sei es
denn die platzenden Motoren der
R 1000 RR, über defekte Getriebe in der 1200 er GS, brechende Federbeine
bei den Luxus Reisemonstern,
oder gerade wieder, wie bei brechenden Gabeln der GS im Offroadbetrieb, was
sie ja ansich schon durch
ihren Namen bedingt, können müsste. Jüngst erzählte mir
ein Bekannter, mit dem ich früher öfter gefahren
bin, das er in Marokko, mitten in den Geröllfeldern ein tiefes Schlagloch
übersehen hatte und sich
mit seiner fetten 1200 ér Wasser Adventure GS überschlagen hatte.
Front völlig zertrümmert und
Heck abgerissen, war die Schnelldiagnose. Da er sich auch etwas an der Schulter
getan hatte, wollte
er nun einfach nur zur Unterkunft zurück, aber NEIN, NEIN, das Kennbussystem
sagt NEIN - kein Licht !
Deshalb springen dieses Drecksteile dann nicht mehr an ? Wie bescheuert ist
das denn, bei einer Abenteuer
Enduro - das Abenteuer besteht also darin sich so einen Schrott gekauft zu haben,
der dann im Ernstfall
streikt - Ansich, wenn er jetzt alleine unterwegs gewesen wäre, hätte
er das Teil nur auffressen können.
Aber
die deutsche Service Nummer findet man schnell unter der Sitzbank - EIN GLÜCK
!
Die
1200 er GS hat kein einziges Notlaufprogramm in ihren elektronischen Eingeweiden
!
Natürlich ist so ein extremer Fall auch nicht alltäglich und der Crash-
Alarm wird ja dann automatisch ausgelöst.
Aber ich finde, es müsste immer noch die Option bestehen, das man da wenigstens
wieder Weg kommt.
Zum
Zweiten sind es die Leute, die diese "Super Reisenduros" fahren -
also die 1200 ér GS Piloten - sie sind
einfach anders - ganz anders. Der GS Fahrer: "Habt ihr hinten im Lager
noch Planen?" "Nein, wieso, es sind
doch alle Grössen und Ausführungen da?" antwortete ich. "Aber
es steht ja nirgendwo GS 1200 ADVENTURE
drauf!" ..... Ahh so, sie brauchen Sonderplanen, Sonder Gepäcksäcke
und auch sonst alles speziell nur für ihre
BMW GS. Das Beste war, als ein grosser beleibterer Herr in Feuerwehrstiefeln
über der Hose und Tarnanzug
kampfbereit ausgehfein, breitbeinig ca 3 m von meinem Tresen entfernt vor mir
stand und plärrte:
"Also ich brauche eine deutsche Batterie für mein deutsches Motorrad
!!"
Ich übersetzte, nach kurzem Schlucken: "Also sie wollen eine Varta
Batterie für ihre 1200 er GS"
spekulierte ich, aber mit ziemlicher Gewissheit im Inneren schon bestätigt.
"Ja, genau - für die GS 1200 ADVENTURE" schob er nach. Ich: "Also
jetzt müssen sie ganz stark sein, denn
die VARTA Batterien werden bestimmt seit 20 Jahren in China gebaut" "Waaas,
auch so´n China Schrott"
prustete er empört, bis ich ihm den Aufdruck auf den Batterien zeigte.
Ich weiter: "... und ihre GS..."
"Nein, die wird hier in Spandau gebaut" schrie er. "Ja, zusammen
gebaut, die Teile kommen alle aus
China und Korea", wie ich von einem ehemaligen Schulkamerad, der da in
der Forschung arbeitet, sicher weiß.
Der Arme - sein ganzes Weltbild wurde in 5 Minuten völlig zerstört.
Auch
lustig war kürzlich ein GS Fahrer, der von seiner ADVENTURE erstmal nach
rechts abstieg, wobei
er schon fast auf die Fresse fiehl. Das Motorrad war ein Tannenbaum, ich glaube
es gab kein Touratech Teil,
was er nicht verbaut hatte an seiner MASCHINE. 2 Navis, GPS noch extra, Koffer
vorne, hinten unten, es
sah aus, als ob er gleich zur dreifachen Weltumreisung antreten würde.
Natürlich durften auch
die 4 Kameras nicht fehlen, damit er sich auch aus jeder Lage und Position filmen
konnte, bei seiner Odysse.
Natürlich noch die dazu verbauten Fernbedienungen für die richtigen
Regieanweisungen.
Er kam zu mir in die Technik und fragte, wie er denn die Routepoints bestimmen
und auch wieder
löschen könne, denn er hatte das Navi ja soooo günstig im Internet
gekauft und da war ja gar keine deutsche
Beschreibung drinnen gewesen ...(verstehe ich gar nicht). Ich half ihm trotzdem,
dann wollte er noch
zwei grosse wasserdichte Säcke bei uns kaufen, damit es sich für mich
doch noch lohnt ... ????????
Als er sie vorne an der Kasse bezahlt hatte, kam er wieder zu mir zurück,
ob ich ihm vielleicht noch
die Säcke bitte mal mit "Füllmaterial" ( Plastikfolie) voll
machen könnte, damit es so aussieht, als ob
...
Da
fehlten mir doch echt die Worte, obwohl ich ihm den Gefallen tat, er die Säcke
dann aufschnallte und
der Sonne entgegen, den Weg zur nächsten Curry Wurst Bude filmend, in Richtung
Spinnerbrücke
(Der bekannte Berliner Motorradtreff) entschlossen und abenteuerdurstig fortsetzte,
wo ich ja öfters solche
gestylten GS Modelle, sehe. Fehlt nur noch das Dreck und Fliegenspray, was der
fürsorgliche ADVENTURE
Fahrer ja natürlich immer in einem seiner grossen Seitenkoffer mit sich
führen sollte, zum abendlichen Roundup.
Aber
natürlich ist das sehr veralgemeinert,und bestimmt auch sehr überzogen
- Man kennt mich ja.
Es gibt schon eine handvoll GS Treiber, die auch wirklich richtig fahren können
und die Beachtliches auf den Riesendingern,
sogar offroad bewerkstelligen können.
Und auf jeden Fall gibt es auch genug sehr nette GS Fahrer, ich kenne auch Einige.
Einige in der unendlichen Menge der namenlosen GS Fahrer, die ja gefühlt, jeder Dritte fährt!!!
Aber mein persönlicher Fall sind diese Motorräder und die Einstellung der typischen GS Fahrer nicht.
Wie stehst du überhaupt zu modernen Enduros und welche gefallen dir heute ?
Also
ich finde, das es den Grundgedanken der Enduro, ein leichtes, auch geländegängiges
Motorrad,
womit man im Grunde vom täglichen "Zur Arbeit fahren", bis hin
zur Abenteuerreise mit Offroadspaß
gar nicht mehr gibt, im herkömmlichen Sinne. KTM ist wohl noch einer der
einzigen Hersteller, die noch
eine leichte Endurovariante anbieten, aber Alltags tauglich sind sie in keinem
Fall, viel zu pflegeintensiv,
anfällig und teuer. Die neue AFRIKA Twin ist da eher wieder auf dem richtigen
Weg, obwohl das auch
ein fetter Brocken ist. YAMAHA hat da in meinen Augen völlig versagt, ab
2017 gibt es keine XT Modelle
mehr, das erste Mal seit 1976, ist keine Einzylinder Enduro mehr im Programm
zu finden - wie schlecht ist
das denn bitte ? Ja na klar man kann unter Euro 4 keinen grossen Single mehr
konstruieren... Und KTM,
die können das und bringen sogar noch neue Zweitakter auf den Markt? Die
XT 1200 Super TÉNÉRÉ
ist für mich ein tolles Reisemotorrad, aber weder eine TÉNÉRÉ,
noch eine wirkliche Enduro, tut mir Leid.
Ich
bin der Meinung, eine richtige Enduro braucht keine 100 PS, die übertriebene
Leistung killt nur
die Reifen und im Grunde wird doch die echte Leistung ohnehin von allen technischen
Helferchen
weggeschnitten. Mit heutigem Anti Schlupf, Anti Dive, ABS / Kurven ABS, Anti
Wheelie, ARD, ZDF
und jeglicher elektronischer Überwachung, die den Fahrer im Grunde nur
zu Passagieren macht
und zur Dummheit erzieht, wie in den Autos, wo ja mitlerweile auch fast jede
Kiste eine elektronische
Einparkhilfe hat und bald keiner mehr selber am Lenkrad drehen muß, sich
dafür aber endlich mehr
um sein geliebtes Handy mit den neusten Facebook Freundschaftsanfragen, oder
Whats App kümmern kann.
Die Handyfahrer sind sowieso meine erklärten Lieblinge, wie ihr merkt.
Ich habe natürlich auch so´n Ding, ist ja auch praktisch, aber ich
fühle mich auch oft gegängelt durch
diesen Mist, der unser Leben ja mitlerweile dramatisch mitbestimmt, was man
ja überall an den "Handy
Zombies", die ihren Blick ja nicht mehr für einige Minuten vom Bildschirm
nehmen können und nicht
mal im Stadtverkehr hoch gucken können, sieht. Das wahre Leben geht an
Denen vorbei, ausser,
es kommen am Abend vielleicht mal ein Paar hippe Videos auf YOUTUBE darüber,
die man teilen kann.
Aber zurück zu den Enduros von heute:
Ein
Satz, der vielleicht alles sagt zum Schluss: Wer sich, wie bei KTM neuerdings
angeboten wird,
eine Berganfahrhilfe in seine Enduro einbauen lässt, der sollte es doch
um Himmelswillen lieber sein
lassen, mit dem Endurofahren und besser etwas anders in seiner kostbaren Freizeit
machen, ganz ehrlich.
Das
sind für mich, wie besonders im Fall der KTM 1290 ADVENTURE und der BMW
GS eher fahrende Laptops.
Schon wenn die Batterie im Transponder leer ist, bleibt der moderne Keyless
- Driver einfach liegen.
Darum
und deshalb liebe ich meine alten Ladys um so mehr, die können noch was,
oder ich muss ein
bißchen Etwas können. Sie machen mir immer noch Spaß uns kommen
ja auch mitlerweile wieder
groß in Mode, denn das waren eben noch echt kernige Donnerbolzen, die
so leicht nichts erschüttert.
Auch meine XT 660 Z von 2008, hat trotz der Einspritzung vieles von diesem Charakter
der Alten.
Wo eben kein elektronischer Schnick Schnack ist, kann auch nichts kaputt gehen - ganz einfach !
YAMAHA
Wird ja wohl nächstes Jahr die neue TÉNÉRÉ mit dem
MT07 Motor bringen.
Was hälst du davon und wäre das eine Alternative für dich selbst?
Ich
finde es natürlich sehr gut, das nun auch YAMAHA mal aus dem Tiefschlaf
erwacht, eine schöne,
leichte Enduro mit satter Power, denn 75 PS würden völlig reichen,
wäre schon eine Offenbarung.
Sie darf bloß nicht wieder zu schwer, zu fett werden - sportlicher und
geländegängig wäre der richtige Weg.
Der MT 07 Motor ist ein tolles Kraftpaket mit schönem Druck aus dem Keller
und Feuerwerk oben herum.
Noch dazu ist der Motor leicht, sehr robust und auch vom Verbrauch her, sehr
sparsam. Das wird bestimmt toll.
Aber
für mich selber kommt sie erstmal nicht in Frage, zum Ersten, weil ich
gerade viel Geld in den Neuaufbau
meines 34 L Motors gesteckt habe und zum zweiten hat Bathi schon Recht, die
nach Euro 4 zugelassenen
Motorräder dürfen kaum noch ein Geräusch von sich geben, was
das Rallye Feeling auf der Neuen doch
erheblich einschränken würde - Klar andere Auspuffanlage ran, aber
so einfach ist das alles nicht mehr,
wie früher. ABS und die ganze Elektronik, man kann kaum noch etwas selber
machen und zum Dritten,
müsste ich dann meine XT 660 Z verkaufen, was ich mir ehrlich gesagt nicht
vorstellen kann, da ich sie
mitlerweile doch sehr schätze und liebe - Eine tolle TÉNÉRÉ,
besonders, wie ich sie mir gebaut habe.
Als
ich Anfang des Jahres mal mit Gabys MT07 unterwegs war, weil ich sie aus dem
Winterschlaf geholt
hatte, fand ich die Power und das gebotene Drehzahlband echt beeindruckend,
aber vom Charakter her,
geht für mich eben nichts über so einen schönen Dampfhammer Einzylinder,
der so schön mit
wunderschönemGrollen aus dem Keller schiebt. Es ist genau mein Ding - Eine
Einzylinder TÉNÉRÉ.
Aber man soll ja nie, Nie sagen, wer weiß, was sich noch so ergibt.
(Ich habe 2019 eine TÉNÉRÉ 700 gekauft, umgebaut, umdesignt und bin völlig glücklich mit ihr)
Meine TÉNÉRÉ 700 Spezial
Eine
Frage noch zum Schluss: Du bist ja doch manchmal ziemlich forsch
in deiner Art, da hast du ja auch bestimmt oft Probleme mit, oder ?
Ja
klar, manchmal schieße ich deutlich über das Ziel hinaus und viele
Sachen sind auch nicht sooo gemeint,
wie ich sie dann so von mir gebe. Im Nachhinein tun mir auch so manche Äußerung
Leid, und ich hätte doch
lieber den Mund gehalten, aber so bin ich nun mal. Man weiß eigentlich
immer genau, woran man mit mir ist.
Ich habe da leider viel zu viel von meinem Vater mitbekommen, was ich ansich ja selber hasse.
Ich mag aber auch Leute nicht, die sich verstellen, vorne immer ständig
lächeln und dannn hinten
rum aber genau das Gegenteil denken - Zu Allem Ja und Amen sagen.
NEIN, SO BIN ICH NICHT UND WERDE ES AUCH NICHT MEHR !
Ich
vergleiche mich da auch immer mit so einer 34 L, oder 1VJ: Mittlerweile alt,
nicht ohne Fehler, groß,
laut, etwas plump und altmodisch. Aber immer ehrlich, treu, pünktlich,
leistungsfähig und zuverlässig.
Eben DER TÉNÉÉR !
"I know, it´s only YAMAHA TÉNÉRÉ, but I like it !!!"
Ende
Teil 2
Zu Teil 1
Text und Bilder: Ingo Löchert 9/ 2017